Er wollte auch auf Luthern schelten, und brachte von Hören sagen abgeschmackte Dinge vor. Ich sagte
daß seyen Erdichtungen von Luther's erbittersten Feinden, die keinen Glauben verdienten. Daß er als ein
Mensch seine Gebrechen und Fehler gehabt hätte gäbe ich zu, was er aber von ihm gehört hätte, glaubte
kein verständiger Catholick. Ich fragte ihn wer ist denn das Haupt der Kirche? So antwortete er
richtig Christus, gab auch zu, daß wir allein durch Christum selig würden, doch bedürften wir
auch der Fürsprache der Heiligen. Hier fehlte es ihm wieder an Bekanntschaft mit der Schrift, da ich ihn
Gegenbeweise vorbrachte, so konnte er nicht fortkommen. Er hatte auch mit einigen Presbyterianern
sich in Gespräche eingelassen, die ihm aber etwas bitter und höhnisch begegnet hatten. Durch mich ward
er nicht beleidigt, da ich ihm das Gute anpries, daß noch in seiner Kirche zu finden wäre. Der gute Mann
wußte nichts von den Ascetischen Büchern seiner Kirche. Thomas von Kempis den der vollendete Wesley
ins englische übersetzt hat, war ihm gantz unbekannt. Wir hatten auch eine Unterredung vom Abendmahl,
er hatte mit Presbyterianern davon gesprochen, und hörte an, daß wir von einander in der VorstellungsArt
abgiengen. Wenn die lutherischen das Brodt brechen und den Kelch herumgehen ließen, so kann ich versichern,
daß bei den hiesigen Partheyen die sich nur bei der Form aufhalten, der Anstoß aufhören würde. Beide
Partheyen Luther und seine Gegner thaten durch den Abendmahlsstreit dem ReformationsWerck viel
Schaden. Durch Gebeth wird mehr ausgerichtet, als durch Streit. Die Wahl am OsterMonntage wegen
der Trustees, wie ich den Sonntag darauf auf der Kantzel abzukündigen hatte, war besser ausgefallen
als es sich anfangs anließ. Captain Kogeler gab nach. Aber man kann dem veränderlichen und hitzigen
Mann nicht trauen. Er lauft mich beständig an ihm eine vollständige Geschichte des RevolutionsKrieges
3 bis 4 Dollars werth zu schaffen. In Halle kann man doch wohl eine solche Schrift haben.
Jetzt hat der Sohn des alten Waldhauers so gar um eine Kiste Artzeney recht angelegentlich gebeten,
er nimmt sie mit seiner Schwester Mistress Gugel gemeinschaftlich, und wendet 16 Dollars daran, wie
Sie aus dem Verzeichnis ersehen. So feind sind mir die Leute nicht wie sie Pastor Triebner waren, der zu nach-
giebig sich bewies, wie Rabenhorst auf der andern Seite zu sehr schmeichelte. Ich richte mich nicht
nach der Gunst der Leute, wodurch man Gottes Gnade verschertzet. Man ist hier besorgt, daß der Lunevillische
Friede nicht zu Standte gebracht werden wird, so heißt es, der Krieg würde zwischen Frankreich und Grosbritanni-
en bald wieder anfangen. Daher haben die Leute so viel verschrieben, um es noch mit Sicherheit zu erhalten.
Vielleicht ist nun Gelegenheit von Hamburg die Kisten gleich nach Savannah zu bringen, da ich mit [d]em
deutschen Kaufmann in jener Stadt, Herrn Johann Peter Kern wohl bekannt bin, der ein ehrbarer und
dienstfertiger Mann ist. Seine Schwester kam vor einigen Wochen hier in Savannah aus Deutschland an,
und gab betrübte Beschreibungen von der gegenwärtigen Lage in Deutschland, die Fürsten und Grafen
sollen immer noch despotisch ihre Unterthanen beherrschen. Sie werden wohl thun, wenn Sie die Briefe an
mich nach Altona schicken von Lancaster und Philadelphia erhalte ich sie sehr spät, daher kommt das öftere
hin und herschreiben. Die Briefe die beigelegt worden sind, werden Sie gütigst übermachen. Ich bitte
mich dem Herrn Dr. Knapp und Herrn Dr. und ConsistorialRath Niemeyer zu empfehlen. Ihre werthe
Familie und Herrn Pastor O'Bern den mir so liebenswürdigen und theuren Mann, auch Herrn Huberth
und die übrigen lieben Freunde und Brüder bitte ich im HErrn von mir zu grüßen. Der treue
HErr und Heiland erhalte Sie Teuerster! noch viele Jahre, und lasse ihre Geschäfte gesegnet seyn!
Ihr
treu ergebener
Johann Ernst Bergmann.