EbenEzer in Georgien
den 27. August
1787.
pr. 6. Nov. ___
Hochedelgebohrner Herr Inspector,
Im HErrn geschätzter Vater!
Ihr liebes Schreiben, welches ich Ostern 87 von 22. August 86 erhielt, war
mir sehr angenehm und ermunternd, bey der zerrütteten Verfassung Eben-
Ezers. Wenn die ehemaligen Kirchenvorsteher dem Herrn D. Urlsperger
die große Armuth der Gemeine genau beschrieben hätten, so glaube
ich nicht, daß der Herr D. den Herrn Probst würde mitgesendet haben. EbenEzer
ist durch die Streitigkeiten der zwey Lehrer Herr R[abenhorst] und Herr T[riebner] und durch den
verderblichen Krieg so heruntergekommen, daß es sich nicht wieder erhoh-
len kann. Vor dem Kriege sind die Leute im guten Zustande gewesen. Der sel.
Mister Wertsch hat sich der Armuth besonders angenommen, daß man nir-
gend Mangel gespürt hat. Er verdient mit Recht der Vater von EbenEzer
genennt zu werden. Er war ein wahrer Christ, und handelte auch den Grundsätzen
des Christenthums gemäß. Seine Tochter die Herr Triebner der jetzt in England ist
mit nach New Providenz genommen hat, wird wieder nach EbenEzer zu-
rück kommen. Sie findet aber alles in der äußersten Verwirrung. Bey der
jetzigen im Lande herrschenden Ungerechtigkeit wird es ihr schwer werden, zu den
ihrigen zu kommen. Daß EbenEzer eine der vorzüglichsten Gemeinen in America
gewesen seyn soll, ist mir unbegreiflich, auch vor dem Kriege, da der Ort noch im blü-
henden Zustande gewesen ist, kann sie es nicht gewesen seyn. Ich habe mit Leuten,
die aus Pensylvanien nach Georgien kamen, gesprochen. Die haben mich eines andern be-
lehrt. Man findet in den Nachrichten von EbenEzer vieles weit besser beschrieben
als es wirklich ist. Eben diese Nachrichten haben, weil der sel. Bolzius zu leichtgläubig
war, und sich von Leuten, die gut schwatzen konnten, hintergehen ließ, bei Leichtsinnigen
Spott erweckt. Ein gewisser Treutlen, der viel Talente besaß, sie aber zum Bösen an-
wendete, hat sie nur durchgezogen. Solche Leute muß man gehen lassen. Der sel. Bolzius
ist ihn bey seiner Heyrath in den Weg getreten, dadurch ist dieser Mann noch mehr erbittert worden.