sich dieses schon in Halle zu Nutze gemacht, ich weiß alle Falschheiten, die dieser Mann
mir hinter den Rücken bewiesen hat. Wenn ich auch nicht viel zu reden pflege, so
darf man mich deswegen nicht für so gar einfältig halten. Mangelt es jem[and]
an Weisheit, der bitte darum. Gesetzt auch ich hätte nun geringe Gabe, so kann
mir doch der HErr nach seinen Wohlgefallen gerade soviel Weisheit geben, als
ich zu meinen Amt bedarf. Man verlangt doch nichts mehr von dem Haushal-
ter, als daß er treu erfunden wird. Die Gemeine ist so sehr geschmoltzen, daß
kaum der fünfte Theil gegen sonst gerechnet noch vorhanden ist. Erstlich hörte ich vom dritten
Theil. Aber glaubwürdige Glieder haben mir gesagt, daß ich mit recht den fünften Theil
annehmen könnte. Doch ist die Zahl meiner Zuhörer an den drey hohen Festen, beson-
ders die ersten Feyertage früh ziemlich ansehnlich. Auf den zweiten Feyertag pflegt
man hier zu Lande wenig zu halten, doch wird es in EbenEzer immer noch so gehalten,
wie zu den Zeiten meiner seligen Vorfahren. Freilich ist es betrübt, daß meistens
todte und unwissende Leute zur Gemeine gehören, die wenig rechtschaffen Gesinnten,
mit welchen ich mich noch erquicken kann, ausgenommen. Wer gewissenlos seyn woll-
te, der könnte hier die gröbsten Irrthümer vortragen. Die wenigsten können
einen Unterschied machen, und Wahrheit und Irrthum unterscheiden. Bisweilen ha[be] ich
auch Neger unter meinen Zuhörern. Wenn nur die sogenannten Christen nicht solche
böse Beispiele gäben, dann könnte an diesen armen und verachteten Volk etwas ausgerich-
tet werden. Immer müssen diese Unglücklichen herhalten und sich ein faules und unnützes
Volk schelten lassen. Wenn man nur so vernünftig urtheilte, und von den Weisen auf
die Schwartzen schlösse, dann würde jenes harte und unmenschliche Tracktement gewis
wegfallen. Die Geßinnungen der Amerikaner sind äußerst niederträchtig, das kann
mit Recht von den grösten Theil der Bewohner Georgiens gesagt werden. Wie sollen die
Neger Hochachtung und Liebe zum Christenthum bekommen, wenn sie von den Christen wie
das unvernünftige Vieh behandelt, ja von ihren eigenen Mister so gar zum Stehlen angehal-
ten werden? Die Unchristen geben ihnen nicht einmal satt zu essen und die nöthigen Klei-
der. Wenn ich die traurigen Schicksaale dieser Bedauernswürdigen betrachte, und
das Elend so viel anderer Menschen, so kann ich mich in meinen gegenwärtigen Zu-
stande wohl zufrieden geben. Leugnen kann ich es nicht, daß mich manchmal Un-
lust und Unwille überfällt, ich habe hart wider diesen Feind zu streiten, daß er die
Oberherrschaft nicht behauptet, und so habe ich immer Anfechtungen von innen und außen.
Eine Nachricht und Brief aus Deutschland kann mir alle Widrigkeit versüssen. So
niedergeschlagen ich manchmal über die von Tag zu Tag überhandnehmenden Sünden