Mein im Herrn sehr theuerer und werther Bruder,

Ich turbire Sie in Ihren wichtigen Geschäfften abermahl
mit einem Briefchen, worzu mich die hertzliche Liebe
zu ihnen dringet, die ietzt in America durch die Gnade
Gottes noch eben so groß und aufrichtig ist, als sie
war, da mich der himmliche Vater würdigte in
Ihrer brüderlichen Gemeinschafft zu leben,
und viel gutes zu genießen. Ihre viele mir wohl bewußte
Arbeit läßt mich keine Antwort von Ihren Händen
hoffen: ich will mich auch gerne genügen laßen,
wenn ich nur durch Jemanden anderes einmahl er-
fahren könnte, ob es Ihnen an Leib und Seele wohl
gehe. Doch auch daran will ich nicht zweifeln: Denn
der Herr dem Sie in so wichtigen Umständen aus
allen Kräfften dienen, ist Ihr Schild und großer
Lohn und wird es Ihnen, wie er allen seinen Knechten
und Kindern verheißen hat, an keinem Guten
mangeln laßen. Laßen Sie uns nur im Nahmen
Jesu Christi getrost arbeiten, und unsere Kräfte
um des Reichs Gottes Willen verzehren, die
Ewigkeit bringet alles viel herrlicher wieder.
Jetzo sind wir von einander weit entfernet,
und keiner weiß von des andern Arbeit und Um-
ständen; künftig aber kommen wir durch un-
sern Seeligmacher wieder zu sammen, und unsere
Wercke sollen uns nachfolgen. Der Teufel soll es dahin
nicht bringen, daß einer von uns in der seeligen
Ewigkeit vermißet werde, sondern wir wollen
ferner allen Fleiß dran wenden, einzukommen
zu der so seeligen Ruhe der auserwehlten Seelen,
darin unser Seelen-Brätigam vorangegangen.
Wie werde ich mich freuen, wenn ich hören werde,
daß der Herr Jesus auch Sie einen frommen und getreu-
en Knecht nennen, und in seine ewige Freude ein-
führen wird; und dieser Seeligkeit hoffe ich auch

An den Herrn Insp. Boetcher