P. S. Meine Knaben wollen immer etwas an Ew. Hochwürden schreiben, welches
ich aber wegen des vielen Brief-Porto von Londen bis Halle nicht gern erlaube,
obwohl dergleichen Übung bey ihnen guten Nutzen hat, auch sie zum Fleiß
u. guten Verhalten bewegen hilfft. Was an Sie von Gotthilff Israel
etwa vor dem Jahr geschrieben ist, hat er (da er im Schreiben noch schlecht
ist, u. viele Fehler macht) exercitii causa, und es immer beßer zu machen,
so offt abgeschrieben, daß er den gantzen Brieff ohne Anstoß auswendig hersagen können.
Samuel Leberecht hatte seinen hier beygelegten Brieff an einem Morgen
halb abgeschrieben, da er in meinem Abwesen seinen Bruder beleidigte.
Weil nun dieses Verhalten dem Inhalt seines Briefes u. seinem offt
wiederholten Versprechen, ein frommes u. gehorsames Kind zu werden zu
wieder lieff, so verbot ich ihm das Fortschreiben. Er bereuete aber
seinen Fehler, u. sagte mit Thränen Beßerung zu, lieff mir auch, da
ich in die Zions Kirche zur Wochen-Predigt reisen wolte, so lange mit
Weinen u. guten Versprächen nach, bis ich ihm das Fort- u. Ausschrei-
ben des Briefes wieder erlaubte. Er hat eine weiches Gemüth, ist aber
leider! ad utrumque flexibilis. Der Kleine ist härter u. trotziger
u. braucht mehr Ernst, er kommt aber seinem Bruder im Lernen
ziemlich nach, ob er wol 3 Jahr jünger ist. Sie bekommen immer mehr
Lust zum Studiren. Der l. Gott wolle mir u. meinem Herrn Collegen,
der vielen Fleiß an Ihnen beweist, viel Weißheit schencken, sie zu-
vörderst zu Christo, u. so denn zu den nöthigen Sprachen u. Wißen-
schafften anzuführen, daß sie einmal Gott u. Menschen nützlich werden!
den 22. Julii 1748