Als ich aber Nach Gotha kam, ging ich gleich nach dem
Closter zu, und besuchte da zu erst Meinen lieben Herrn Con-
rath Keßler, damal SupConRector, als ich aber in die
stube kam, konde ich kein word reden, und nur die
bittern zeeren drungen mir aus dem hertzen durch die
augen, da empfingen sie mich, mit zimligen schrecken
Eÿ Eÿ Mest. Nehrlich, was ist euch, was fehlt euch denn
ich konde es aber vor Jammer nicht erzehlen, konde auch
nicht mehr reden, als diß, ich habe meinem Gott ver-
lohren, helft mir, helft mir, es wehrede nicht lange
da war die gantze stube voll, zum theil weineden mit
mir, zum theil lacheten sie, das auch die weiber als
gute bekanden groß mitleiden mit mir hatten.
Sie seumeten sich aber nicht lange, vielen einmu-
tig auff die Knie sungen und beteten, das also mein
geist und gemüth recht lebendig erfrischet, das ich also
auffs Neue wider lebendig und wol erquicket;
Mein s. lieber Herr Keßler (der redet mir Nun zu, ich
solte Ja nicht zagen, ob ich schon von meinen eigenen
gedancken oft versucht und geplaget württe, auch wol
vom Satan noch heftiger, so ferne ich im glauben mei-
nes Jesu beständig verharret, so were Gott allezeit mein
Gott sein u. mich trösten stercken und schützen. ferner sagt
er, ob ich den meinete, das mir dieses allein begegne-
te, es hätte vielen auf eine solche ahrt eben also er-
gangen, ich gab ihm zur andword, das glaubte ich
wol, hätte auch in der Bibel hin u. wider im psalmen
und im buch der weißheit gelesen, das Gottlosen u.
verruchte Weld kinder keinen Gott glaubten, den
ihr ruchloses leben gebe zeugnis genug von ihnen.
Diß hätt ich aber nimmer mehr gemeinet, das eine gla-
ubig seele dar mit so starck solte angefochten werden u.
so eine lange zeit. Er gab mir wider zur andword
fürcht ihr euch nur nicht. Von jden gleubigen Seelen, die
Gott im geist u. warheit fürchten und anbeten, von den-
nen