Punct erlebet zu haben, obwohl manche darüber ihren Spott hatten und mit Fingern hin-
terher auf mich wiesen, denen es Gott nicht zurechnen wolle. Mein theurer Lehrer woll-
te es anfänglich nur ohngefähr 4. Wochen mit mir versuchen, aber Gott lenckte es so, daß
er mich nicht nur nicht wieder entließ, sondern mich auch in seine Behausung, Kost und Pflege
nahm, welches anno 1763 geschahe. Bald darauf neigte mir Gott auch das Hertz und die Liebe
des sehr werthgeschätzten Herrn Past. Paschkens in Großjehßer zu, daß er sich gleicher Mühe
und Arbeit mit mir unterzog. Da dieser nur 1. Stunde von Drehna entfernt war, so
bin ich wöchentlich auf 1. 2. biß 3. Tage hinüber gegangen, und habe also beyder Lehrer treuen
Unterricht in den nöthigen Schul-Wißenschaften genoßen, biß ich anno 1766. die Universität
Leipzig bezog, woselbst ich von dem damaligen Rectore Magnifico, Herrn Andreas Bel, den 28ten
April. ejusd. anni in die Zahl der Studierenden aufgenommen und eingeschrieben worden.
Auf dieser hohen Schule waren meine Lehrer in den theologischen und philosophischen Wissen-
schaften der nunmehr sel. Herr D. Crusius, wie auch der Herr Prof. Schmid in philosophischen und exe-
getischen; der Herr D. Ernesti in Humanioribus und in seinen Vorlesungen über die Apostolischen
Briefe; im Hebräischen der Herr Prof. Bosseck und der Lector Selig; den Grund zum Arabischen
habe bey dem Herrn Prof. Froriep gelegt, die Universal- und Kirchen-Geschichte bey dem Herrn D. Burscher
gehöret, und die Mathematic bey den Herren Prof. Bortz und Ebert.
Die meiste Zeit meines Aufenthalts in Leipzig habe ich die freye Wohnung, und Famulatur
bey dem Herrn M. Degenkolb an der St. Thomas-Kirche gehabt, und habe nebst andern hier genoße-
nen Wohlthaten auch den Besuch der Krancken in seiner Gemeinde zu rühmen, als wozu ich an-
gehalten Gelegenheit hatte von dem mir ertheilten Unterricht gebrauch zu machen.
Unser Herr Jesus Christus, welcher seiner Gläubigen nichtigen Leib verklären wird, laße alle
diese Lehrer dereinst leuchten, wie des Himmel Glantz, und die auch mich zur Gerechtigkeit ge-
wiesen, wie die Stern immer und ewiglich!
Sonderbar fügte sichs auch, daß meine Eltern nicht lange vorher, als ich nach Leipzig gieng, durch
die Versetzung nach Drehna in den Stand gesetzt wurden, mir nach Nothdurft unter die Arme
zu greifen, welches sie auch gern und willig gethan, biß ich anno 1769. im October von Leip-
zig wieder ab und zu meinem ehemaligen Lehrer, dem Herrn Past. Paschken gieng, bey welchem ich
mich unter mancherley angestellten Übungen von dem, was ich von Leipzig mitbrachte, noch eine Zeit
von ohngefehr 3/4 Jahr aufgehalten.
Anno 1770. im Julio kam ich zu dem Herrn Oberforstmeister v. Sandersleben nach Dahme, und habe
allhier 4. volle Jahr mit Informiren zurückgelegt. Auch hier hat mir mein Gott, wie von einer
Seiten viel Gutes gethan, also auch von der andern dasjenige, was die Menschen gedachten böse zuma-
chen, sehr gut gemacht. Denn ob ich wohl anno 1771. von dem Ober-Consistorio in Dreßden
pro Candidatura exminiret war, auch meiner darüber empfangenen Censur mich nicht schämen
darf, so wurde mir doch nachher wegen meiner in einer Predigt bezeugten Hoffnung, für die