Als ich zum heil. Abendmahl zugelaßen worden, nahm mein Schulegehen nach und nach
ein Ende und ich wurde von meinem Vater zu der Lebensart angeführet, bey welcher ich er-
zogen war. Der Trieb zum Studiren, der mich von Jugend auf belebte, welchem ich aber, theils
aus Dürftigkeit der Meinigen, theils weil sonst Niemand sich meiner annahm, nicht folgen konn-
te, wurde nun noch vielmehr rege, da ihm auch dieser Gegenstand, die Schule, entzogen wurde.
Mit stillem und tiefen Seufzen sahe ich oft hinter meiner Heerde die Kinder in die Schule ge-
hen und wünschte mir auch wieder so glücklich zu seyn. Mich einigermaaßen zu befriedigen
führte ich meine Bibel fleißig mit mir herum in meiner Hirtentasche, habe auch oft mit mei-
nem Stabe auf Sand und Schnee geschrieben. Übrigens blieb ich mit meinen Wünschen, wer
ich war, biß in mein 17tes Jahr. Nun kam es so weit, daß ich, mein Glück einmahl in
meinem Stande zu machen, auch aus meines Vaters Hause wandern und andern Leuten dienen
mußte. Noch unterwegens redete ich mit meinem Vater von meinem Studiren, aber frey-
lich, wie ein jeder bey solchen Umständen leicht erachten kann, aus keinem andern Grunde, als die-
sem, daß bey Gott kein Ding unmöglich ist.
Dieser mein Gott, vor deßen allsehenden Augen ich auch hier wallete, brauchte dieser Gele-
genheit mich auch nun in der Fremde soviel Proben seiner Güte, Gnade, Weisheit und vä-
terlichen Obhut erfahren zu laßen, daß ich sie ihm zum Preiß, nicht mit Stillschweigen übergehen
kann, nachdem er sie mich nachher, in ihrem Zusammenhange, in seinem Lichte einsehen laßen.
Ich dienete in Görlsdorff unter dem damaligen Hauptmann, jetzt Obrist-Lieutnant, von Stam-
mer. Der Krieg zwischen den Preußen und Kayserlichen war in vollen Flammen; ich war
erwachsen und hätte den Soldaten allem Ansehen nach schwerlich entgehen können; aber hier wurde
ich nach Möglichkeit geschützt, oder doch verborgen gehalten, also, daß ich ihnen nie in die Hände
fiel, und mich deßwegen glücklich schätzen mußte, da mein Bruder das Schicksal hatte, daß
er ihnen dreymahl in die Hände fiel, auch zum Theil mit Geld loßgekauft werden mußte,
und selbst mein Camerad ihnen nicht entgehen konnte. Hier bewahrete mich mein Gott
vor der Gefahr der Jugend-Sünden, in welche so viele fallen und sie nachher beweinen mü-
ßen. Hier neigete er das Hertz meines Beicht-Vaters zu mir, daß er hernach einen meiner
Lehrer besprach, mich zu unterrichten. Hier grif er mich endlich mit einer heftigen Kranckheit
dermaaßen an, daß ich meinen nur fast zweyjährigen Dienst verlaßen mußte und mir
also der Weg zum Studiren geöffnet wurde.
Als ich wieder genaß, fieng ich 19.jähriger Jüngling an bey dem Herrn Pastor Lippack nach
Drehna in die Schule zu gehen, und schätzte mich doch sehr glücklich, diesen erwünschten Zeit-
ein Ende und ich wurde von meinem Vater zu der Lebensart angeführet, bey welcher ich er-
zogen war. Der Trieb zum Studiren, der mich von Jugend auf belebte, welchem ich aber, theils
aus Dürftigkeit der Meinigen, theils weil sonst Niemand sich meiner annahm, nicht folgen konn-
te, wurde nun noch vielmehr rege, da ihm auch dieser Gegenstand, die Schule, entzogen wurde.
Mit stillem und tiefen Seufzen sahe ich oft hinter meiner Heerde die Kinder in die Schule ge-
hen und wünschte mir auch wieder so glücklich zu seyn. Mich einigermaaßen zu befriedigen
führte ich meine Bibel fleißig mit mir herum in meiner Hirtentasche, habe auch oft mit mei-
nem Stabe auf Sand und Schnee geschrieben. Übrigens blieb ich mit meinen Wünschen, wer
ich war, biß in mein 17tes Jahr. Nun kam es so weit, daß ich, mein Glück einmahl in
meinem Stande zu machen, auch aus meines Vaters Hause wandern und andern Leuten dienen
mußte. Noch unterwegens redete ich mit meinem Vater von meinem Studiren, aber frey-
lich, wie ein jeder bey solchen Umständen leicht erachten kann, aus keinem andern Grunde, als die-
sem, daß bey Gott kein Ding unmöglich ist.
Dieser mein Gott, vor deßen allsehenden Augen ich auch hier wallete, brauchte dieser Gele-
genheit mich auch nun in der Fremde soviel Proben seiner Güte, Gnade, Weisheit und vä-
terlichen Obhut erfahren zu laßen, daß ich sie ihm zum Preiß, nicht mit Stillschweigen übergehen
kann, nachdem er sie mich nachher, in ihrem Zusammenhange, in seinem Lichte einsehen laßen.
Ich dienete in Görlsdorff unter dem damaligen Hauptmann, jetzt Obrist-Lieutnant, von Stam-
mer. Der Krieg zwischen den Preußen und Kayserlichen war in vollen Flammen; ich war
erwachsen und hätte den Soldaten allem Ansehen nach schwerlich entgehen können; aber hier wurde
ich nach Möglichkeit geschützt, oder doch verborgen gehalten, also, daß ich ihnen nie in die Hände
fiel, und mich deßwegen glücklich schätzen mußte, da mein Bruder das Schicksal hatte, daß
er ihnen dreymahl in die Hände fiel, auch zum Theil mit Geld loßgekauft werden mußte,
und selbst mein Camerad ihnen nicht entgehen konnte. Hier bewahrete mich mein Gott
vor der Gefahr der Jugend-Sünden, in welche so viele fallen und sie nachher beweinen mü-
ßen. Hier neigete er das Hertz meines Beicht-Vaters zu mir, daß er hernach einen meiner
Lehrer besprach, mich zu unterrichten. Hier grif er mich endlich mit einer heftigen Kranckheit
dermaaßen an, daß ich meinen nur fast zweyjährigen Dienst verlaßen mußte und mir
also der Weg zum Studiren geöffnet wurde.
Als ich wieder genaß, fieng ich 19.jähriger Jüngling an bey dem Herrn Pastor Lippack nach
Drehna in die Schule zu gehen, und schätzte mich doch sehr glücklich, diesen erwünschten Zeit-