Anno 1734. den 27ten Jan. bin ich Johann Christian Meißel
in Landsberg an der Warthe gebohren. Mein Vater, Johann
George Meißel, ist Bürger und Tischler daselbst, aus Friedeberg
gebürtig, sein Vater war in Friedeberg Bürger, ist aber als er
3 Jahr alt gewesen gestorben, seine Mutter aber ist in Lands-
berg Anno 1736 gestorben. Meine Mutter ist auch aus Lands-
berg gebürtig, ihr Vater war Einwohner und Fuhrmann da-
selbst, ihre Mutter starb Anno 1733. sie aber Anno 1747.
und ihr Vater in eben dem Jahre im 93 Jahre seines Alters.
1746 nach Ostern wurde ich von meinen Eltern nach Halle geschickt,
woselbst Ihro Hochwürden der Herr D. Francke mich unter die
Waysen-Knaben aufnahme. Anno 1748 waren auf der 3ten Waysen-
Claße Herr Seidel, und auf der 4ten Herr Fleischer unsere lieben
Herren Precept., welche denn im September weil es ziemlich kalt und
schlim Wetter ward, also nicht mehr von 5-7 Spatziren gehen
konten bedacht waren, daß wir nunmehro anfangen solten zur
Motion täglich eine Stunde in den Holtz-Stall zugehen, weswegen
Sie uns an einem Tage das wir Nachmittags aus der Schule
kamen, um 5 Uhr in Ihre Stube kommen ließen, und in 4 und 4
bestimmten so an einer Säge solten beysammen seyn, da Sie nun
bemerckten, daß unter uns, beynahe 50 Kinder eine ziemliche
Stille und Zufriedenheit war, wurde Sie dadurch beweget, daß
Sie uns ermunterten, mit Ihnen unsere Knien vor Gott zu beugen,
und schickten beyde ein recht ernstliches Gebeth zu Gott.
Sie stelleten uns nachhero vor, wie Sie sehnlich wünscheten,
daß auch diese Stunde möchte einem jeden unter uns ge-
segnet seyn, und daß es Ihnen zur Betrübniß gereichen
würde, wenn Sie gewahr werden solten, daß es keinen
Nutzen geschaft, und Sie uns dadurch vom Studiren
abgehalten, derohalben solten die, so sich entschloßen ihrem
Heylande //sich// gäntzlich zu ergeben, Ihnen die Freude machen
und es Ihnen zusagen mit einem Ja und Handschlag, und dieses
war der Tag da ich erwecket ward, und lernete, öfters meine
Knie vor Gott zu beugen, und spürete auch manchmals mehreren
Nutzen von denen Betstunden, als leider vorher geschehen. Nachdem ich
diese Wohlthat unter die Waysen-Knaben zu seyn 3 Jahr genoßen;
bin ich den 1 Jul. 1749 in der Cansteinischen Bibeldruckerey das