Mitschülern zum guten Exempel und meinen
Eltern zur Freude und Erbauung gereichte. Die
wenige Wahrheiten, die mir in diesen Jahren bey-
gebracht wurden, segnete Gott so an meiner Seele,
daß ich gar bald den sanften Zügen des heil. Geistes
gehorsam wurde. Ich hatte Lust zu Gottes Wort,
und fand mein einziges Vergnügen darin, wenn
ich in der Bibel und in des Hern v. Bogatzky Schatz-
kästlein lesen konte. Daher entschlug ich mich der
Gesellschaft ungezogener Kinder und nach der
Ermahnung Christi, gehe in dein Kämerlein pp.
verschloß ich mich oft in meines Vaters Haus in
eine Kammer und betete zu meinem Gott im ver-
borgenen. Allenthalben wo ich allein seyn konte,
beugete ich meine Knie im Namen Jesu Christi vor
Gott, auch that ich dis ofte in unserer grossen
Kirche, welche des Tages 6 Stunden offen stehet,
weil ich glaubte an diesem Ort eine besondere
Erhörung meines Gebets zu finden. Dis hielt mein
Hertz in einer steten Richtung zu Gott, und es
war mir, als wenn ich einen grossen Schatz ver-
loren hätte, wenn ich meine Gedanken eine Zeit-
lang nicht auf Gott gerichtet hatte. Der Sontag
war mir allezeit sehr gesegnet, und meine Eltern
hatten nicht nöthig mich mit in die Kirche zu nehmen
sondern von meinem 5ten Jahre an ging ich selbst und
öfters hinein, als sie wegen ihren äussern Umständen
thun konten. Allezeit wenn ich nach der Kirche ging
seufzete ich vorher zu Gott, er möchte mich etwas
hören lassen, das mir in meinem gegenwartigen
Zustande heilsam seyn könte. Ich war allezeit sehr
bekümmert um meine Seligkeit, und öfters fielen
mir die Gedanken ein. Siehe! Gott weiß es nun
nach seiner Allwissenheit schon, ob du an jenem Tage
unter den seligen oder unter die Verdammten wirst