Ich überlegte alle meine Ausgaben, entschloß mich, den
extra Tisch auf dem Waisenhause bey meiner Abend
Expectantz zu geniessen, bis ich weitere Beförderung
auf dem Waisenhause bekäme. Stubenzimmer kostete
5 Reichstaler alle halbe Jahre, dabey muste ich mich entschliessen
im Winter ohne Holtz und Feuer zu leben, und so ver-
minderte ich meinen Wechsel bis 15 Reichstaler Sächsische Drittel
alle 6 Monate. Nachdem ich mein neues Logis in
Glaucha bezogen hatte, musten wir den dritten
Einfall in diesem Jahr ausstehen. Nun fieng der
Winter an und mit demselben ein sehr hartes halbes
Jahr. Ich hatte den ganzen Winter kein Stück Holtz
dazu von Michael bis Weihnachten keinen Pfennig
Geld, dazu scheuete ich mich einen Pfennig zu leihen,
wie wohl ich Freunde hatte, weil ich nicht wuste
ob ich es würde bezahlen können, da ich von den Um-
ständen meiner Eltern so ungewiß war. In diesen
Winter ergriffen viele Studiosi den Soldaten Stand,
aus Mangel der Subsistance auf der Universität,
oder eine andere Lebensart. Ich lies aber nicht ab
von meinen Vertrauen auf Gott. Der Herr bewahrete
mich, daß ich durch mein hartes Leben und grossen
Mangel keinen Schaden litte an meiner Gesundheit.
Und mein fleißiges Gebet erhielt mich im Ver-
trauen zu Gott. Einige Tage aber vor Weihnachten
war ich ganz niedergedrückt und würde auch gewiß
der Freude des Festes ganz haben ermangeln müßen,
wenn mein Gott nicht sonderlich seine Hülfe mir er-
zeiget hätte. Am Tage vor Weihnachten Nachmittag
saß ich auf meiner Stube in meinem Elende, bey-
nahe verzagend aber nahe zu Gott seufzend mich
nicht zu Schanden werden zu lassen; so kam ein
Mann auf meine Stube, und frug, ob Herr Gericke
da wohne, und als ich sagte ich bins selber versetzte
er, ich komme eben von Berlin und bringe ihnen von
Herrn N. und Herrn M. ihren Wechsel von 20 Reichstalern. Der Wechsel
ist eher ausgemacht gewesen, diese Herrn warteten
aber auf eine sichere Gelegenheit, damit sie ihnen kein