An Herrn Pastor Nebe
EbenEzer
den 26. Januar
1802.
In Christo geliebter Bruder!
In dem ersten Monat in diesem Jahre erhielt ich von Savannah durch Herrn Dubel
und Kern zwei deutsche HandelsLeute in jener Stadt Ihren, des Herrn Pastor O Bern, und
Herrn Huberts Brief mit den 3. und 4. Stück der Ewaldischen christlichen Monaths-
Schrift. Halle den 24. Februar 1801. wofür ich ergebenst danke.   Die Bücher und Artze-
ney habe ich gegenwärtig noch nicht erhalten. Der Krieg der binnen der Zeit auch in
Norden zwischen Engelland Rußland, Schweden und Daenemarck ausgebrochen war, machte
die Übersendung beinahe gantz unmöglich. So bald als die Bücher und Artzeney ange-
kommen seyn werden, hoffe ich daß sie gäntzlich in Zufriedenheit werden gestellt werden
und der Wille des Institut wird auch geschehen. Hierbei habe ich zu erinnern, daß
die Fracht Unkosten nicht gering sind. Sie nehmen wenigstens 20 bis 22 Spanische Thaler
weg, und das heißt noch wohlfeil . Den Mann der die Kiste nach EbenEzer fährt muß
ich wenigstens 2 ½ oder 3 Spanische Thaler geben, und das heißt hier noch billig. Einen
englischen Mann müßte ich gewis 5 bis 6 Thaler geben. In Charleston kostet eine
solche große Kiste 13 Spanische Thaler und etwa ½ Reichstaler drüber. In Savannah wird sie
wie in C[harleston] auf der Post gewogen, auch werden einige Neger Sclaven gebraucht sie
an den Ort hin zu schaffen wo sie so lange steth bis sie nach EbenEzer gehohlt wird. Hier muß
ich 4 bis 5 Spanische Thaler zahlen. Das heißt noch alles wohlfeil. Hier ist seit einigen Jahren
jede Sache sie sei von welcher Art sie wolle sehr theuer geworden. Bis alles wird angekommen
seyn welches Gott gebe! kann ich wie es nach aller Billigkeit gewis ist keine völlig befrie-
digende Rechnung übersenden. Wenn das Volck hier weiß, daß etwas hergeschenckt wird,
so bezahlen üble Bezahler auch keinen Penz, ich muß gemeiniglich einen Theil selbst tragen. Von
den angegeben//en// 88 Thalern //2 Groschen// sind noch 23 Thaler 2 Groschen zu entrichten die zur Schule angewendet
werden können. 14 Reichsthaler 20 Groschen müssen den armen und gebrechlichen Jacob Gnan gereicht
werden, der durch eine solche Hülfe etwas Erleichterung bekommt. Warum ich sie noch nicht abge-
tragen habe, darzu habe ich gute Gründe, ich habe viel mehr noch stehen als diese Summe ausmacht,
hier muß ich erst mit den Trustees Richtigkeit machen. In den künftigen Briefen werde ich mich
aller möglichen Kürtze befleißigen. Jetzt bin ich noch etwas weitläuftig und das aus gegründeten
Ursachen, welches Sie mir zu Gut halten werden.   Ich komme auf das Rabenhorstische Ver-
mächtnis, das so manchen unangenehmen Briefwechsel verursacht hat. Die Rabenhorstische Schwester
kann dem Waisenhause, weder dem Herrn Dr. Knapp dessen sel. Vorgängern noch Ihnen und Ihren
seligen Vorgängern keine Vorwürffe machen. Noch hat sie Ursache ungerechte Klage über
mich zu führen. Kann jemand dafür daß der noch lebende Executor Mr. Waldhauer ein
Mann ist der nicht zahlt, wenn er nicht durch obrigkeitliche Schärffe gezwungen wird? Der Preu-
sische Consul Johann Ernst Christian Schultz in Baltimore in Maryland kann die Sachen
am besten durchsetzen. Der Amerikanische Gesandte in London Rufus King Esq. kann auch
um seines Nahmens Unterschrift ersucht werden. Da der Herr Dr. und Direct. Knapp ein Mit-
glied der hochlöbl. Gesellschaft zur Beförderung der Erkenntnis Christi sind, wie ich glaube, so wird
sich auch in London jemand finden der darzu behülflich ist. Ein Geistlicher kann wohl Rath
geben, aber es ist ihm nicht erlaubt sich in solche Angelegenheit//en// zu mischen, wovon wir hier noch die
traurigsten Folgen erfahren müssen. Nach den EbenEzerischen Leuten fragt Waldhauer
nichts. Manche sind ihm auch aus Partheilichkeit zugethan. Da sie doch mit einigen Augen
es sehen könnten, wenn sie anders wollten, daß er unsere Gemeine mit ruiniert hat.