Copia Schreibens an Herrn Sen. Urlsp. von Herrn J. M. Bolzius
d. d. Eben-Ezer d. 17 May. 1738
An Ew. – haben wir in diesem Jahr 2 mal, als d. 21. Jan u. 3. Febr. ge-
schrieben, und darinn von unserm und der Gemeine Umständen schuldige Nachricht ge-
geben. Den letzten Brieff nahm der Zimmermann Sanfftleben mit, der ihn, wo ihm
Gott wohl über die See geholfen, selbst wird überliefert haben. Es hat sich seit
der Abreise dieses Sanfftlebens eben nicht vieles bey uns im äuserlichen verän-
dert, außer daß die Pichlerin gestorben, u. - weggelaufen ist. Specialia
davon finden sich in dem beykommenden Diario. Ich habe mehr Ärgerniß von diesem
schändlichen Verhalten eines Saltzburgers vermuthet, Gott aber hat es verhütet, daß,
so viel uns wißend, sein Nahme und Reich unter uns deshalb nicht verlästert, oder etwa
unsere Superiores in Savannah darüber erbittert worden, vielmehr sprach mir
Herr Causton deshalb einen Trost ein und verlangte von mir, unsere Zuhörer zu ver-
sichern, daß er ordre hätte, redlichen und fleisigen Leuten auf alle Weise bey ihrem
Mangel auf meine recommendation bey zu stehen, und hätten sie nicht zu sorgen, daß
einige Wiedererstattung von ihnen würde gefordert werden. Sie möchten dem im
Lande ausgebreiteten Gerüchte keinen Glauben zustellen, als ob die Herren Trustees
die Einwohner dieser Colonie durch die Wohlthaten binden und nach und nach zu Sclaven
machen wolten et cetera. Zu gleicher Zeit bewieß er sich gegen unser Waysenhauß gar frey-
gebig, indem er mir für daßelbe einen schönen Vorrath an Rind- und Schweine-Fleisch,
it. an Mehl, Reiß und Korn, auch etwas Saltz und 2 Decken zum Bette schenckte. Diese
Wohlthaten kamen eben zu einer Zeit, da alles Geld, so Gott ehemals zum Besten
des Waysenhauses beschert, ausgegeben war, darüber wir und unsere Kinder zum Lobe
des so freundlichen Gottes aufgemuntert wurden. Kurtz vor dieser letzten Reise nach
Savannah, da der Herr solchen Segen bescherte, hatten wir die merkwürdigen Worte
Gottes aus Num. XI. 23. der Ordnung nach in unserer Abendstunde: Der Herr sprach
zu Mose: ist denn die Hand des Herrn verkürtzet! aber du solst sehen, ob meine Worte können
dir etwas gelten oder nicht. Gott beschämte mich damals durch diese sonderliche