Hochwürdiger
In dem Herrn Jesu theuerster Herr Doctor,
Ew. Hochwürden werden aus unsern Bericht im Briefe und Diario vom
5 Aug. a. c. schon von der Ankunfft dieses Briefes hoffentl. ersehen haben,
daß der große Vorrath an Leinwand, Artzeneyen und Büchern wohlbe-
halten bey uns angekommen, und nach unsern besten Erkentniß unter
die Glieder der Gemeine zu vielem Lobe Gottes und zur allge-
meinen Freude ausgetheilt worden. Gelobt sey der Herr, der seine
Güte nicht von uns wendet, sondern uns noch immer die Seegens-
Fustapffen seiner väterlichen Vorsorge im Geistlichen u. Leiblichen spüh-
ren laßen, daß wir es ihm daher aus der bisherigen Erfahrung
wohl zutrauen können, er werde uns auch in den ietzigen
Krieges-Troublen nicht verlaßen noch versäumen, wo wir uns
im Glauben fest an seine Verheißungen halten. Bißher haben nur
diejenigen, die sich von der Gemeine auf eine Zeitlang ge-
trennt haben, und in den Krieg gezogen sind, Kriegs-Ungelegen-
heiten gehabt, die andern Glieder der Gemeine hingegen, die sich
bisher fleißig, und ernstlich im Gebrauch der Mittel des Heils erfin-
den laßen haben mit uns unter der Vorsorge des himmlichen
Vaters ruhig und vergnügt seyn können, wie wir denn an allen
Saltzburgern bey ihre Armuth die bey einigen noch ziemlich groß
ist, ein solch vergnügtes und zufriedenes Wesen wahr nehmen,
daß wir uns daran nicht wenig erbauen, und dem Herrn für
seine unaussprechliche Gnade Lob und Preiß bringen. Ihren leib-
lichen Unterhalt beschert ihnen der liebe Gott reichlich im Felde,
und ob sie wohl die Feldfrüchte nicht so wohl als in Teutschland
die Land-Leute zu Gelde machen können, sondern mehrentheils
selbst verbrauchen müßen, so haben sie doch bisher noch immer
Gelegenheit gehabt etwas in der Gemeine an verschiedenen
Gebäuden zu verdienen, welches ihnen zum Einkauff der Kleider,
und anderer Nothwendigkeiten sehr wohl zustatten gekommen ist.
Die Mehl-Mühle, die ietzt gebauet wird soll auch etliche Reiß-
Stampen treiben: vielleicht werden unsere Leute auf diese
Weise ihren Reiß, so wie in Caroline geschieht, zum Verkauff
zu bereiten können, welches sonst ohne machinen von keinem
 
An Se. Hoch Würden dem Herrn D. Francken