EbenEzer in Georgien den 15 Dec. 1748
Hochwürdiger und Hochgelahrter,
In Christo theuer geschätzter Herr Doctor,
 
Meine letzte Briefe an Ew. Hochwürden sind vom 23 Sept. und 23 Nov.
c. a., darin zwar manches, was hoffentlich zu der Freude u. zum
Lobe Gottes gereichen wird, befindlich ist; was ich aber von unserm
Medico, dem Herrn Thilo müßen einfließen laßen, ist freylich unan-
genehm, u. thut mir hertzlich leid, daß ich dadurch dero väterlich Hertz
manchen Kummer u. Traurigkeit verursache, da Sie sonst in der un-
danckbaren Welt wenig Freude haben. So offt sich bey diesem Manne
in der vorigen Zeit etwas Gutes in Gottesdienstlichen Sachen u. seinem Amte
hervor gethan, so habe es mit Freuden berichtet; wenn es aber damit keinen
Bestand gehabt, sondern wol bey ihm u. seiner Frau neue Unordnungen
zu spüren gewesen, habe ich der vorigen guten Nachricht wiedersprechen, u.
sein Verhalten treulich berichten müßen, welches ich allemal überaus
ungern gethan. Mit dem neuen Kirchen-Jahr hat er u. seine Frau
wieder angefangen den Gottesdienst ordentlich zu besuchen, auch
das unwißende DienstMägdlein in die Catechetische Schul-Stunde zum
Unterricht zu schicken; welches nach dero mir sonst gegebenen Instruction
den gedoppelten Nutzen gehabt, daß ich ihm nemlich zu seiner Hauß-
haltung eine Wohlthat von etwas mehr als 3 Pfund Sterling zu fließen
laßen, u. ihn wieder bey der Information meiner beyden Kinder
gebrauchen kan, welches ihm u. mir eine Wohlthat ist. Wenn er in der
Wahrheit bezeuget, auch durch den fleißigen u. ordentlichen Gebrauch
der Mittel des Heils, daß er kein Sectirer, sondern unserer reinen
Evangel. Religion zugethan ist, so wird sich das Vertrauen der Gemeine
gegen ihn schon wieder finden, und ich habe als denn Freudigkeit ihm
auch im Leiblichen auf allerley Weise zu dienen, daß er nicht wird
Mangel leiden dürffen. Dem 9 hujus habe Ew. Hochwürden ange-
nehmen Brief vom 12 Julii a. c. empfangen, darinn einer an Herrn Thilo
beygeschloßen war. Ich werde mich nach der darinn befindlichen Instru-
ction, was die von ihm verlangte Artzeney betrifft, gern richten,
und er wird hoffentlich nicht mehr sagen dürffen, daß ich mich um das,
was in sein Forum Medicum gehört, nicht zu bekümmern habe. Es nimmt
uns Wunder, daß er die von Engeland u. Halle empfangene Medicam.
solte nur um den dritten Theil verbraucht haben, da sich seiner so wenig
Leute bedienen. In meinem Hause hat er mit unsern eigenen Medi-
camenten curirt. Ew. Hochwürden kan ich versichern, daß ich mit ihm
gern Geduld habe, u. gern die gelindeste Wege gehe. Ja es kommt mir
sauer an, wenn ich ihm Ein hartlautendes Wort sagen soll.
 
Herr D. und Prof. Francke.