Dieses zeitliche gesegnet, und wie sich dergestalt
Ihr Wittwen-Stand mit vielen Creutz angefangen,
so ist auczh derselbe in folgenden Jahren bis an Ihr
Ende nichts anders als ein an einander hängendes
Creutz gewesen, wozu der Verlust ihrer zum Theil
schon erzogenen Kinder, die in währender Zeit gestor-
ben, nicht wenig beygetragen. Sie hat sich aber
in des Herrn Willen hiebey allezeit ergeben,
auch in der That befunden, daß bey allen solchen
Heimsuchungen sie dennoch Gott niemahls ohne Trost
und Hülfe gelaßen habe.
Was sonst der Wohlsel. Frau Hof-Räthin Christlich
geführten Wandel betrift, so hat dieselbe zwar die
Kirchen-Versammlungen und öffentlichen Gottes-Dienst
niemahls mit Willen und ohne Noth versäu-
met, auch sich zum heyl. Abendmahl fleißig und
mit geziemender Ehrerbietung eingefunden, und
also darinn andern ein gutes Exempel gegeben,
iedennoch mehr in der Stille und im verbor-
genen als vor Menschen Gott mit Gebeth und
Flehen gedienet, sich durch Lesung der heyl. Schrift
und anderer Geistlichen Bücher erbauet, an
dem Christlichen Zuspruch treuer Lehrer ein
sonderbares Vergnügen gehabt, und so wohl
mit heißen Thränen als auf andere Weise
Ihr Verlangen, daß Sie an Ihrer Seele den
rechten Nutzen daraus nehmen möge, zu
erkennen gegeben. Daher dieselbe auch in Ihrer
letzten Kranckheit und bey herannahender
Auflösung mit sonderbarer devotion das
heyl. Abendmahl empfangen, auch sonst weder
nothdürftiuge Pflege naoch etwas irdisches mehr
verlanget, hingegen bey Erwehnung geistl.
und himmlischer Dinge Ihr hertzliches Wohlgefal-
len zuerkennen gegeben; so daß auch
solches