Weilen ich in meiner anvertauten gemeine einen großen Mangel an
der Catechismus Lehre befunden, indem bißanhero nur des Mittwochens von
1 biß 2 Uhren und zwar nur ein Viertel Jahr von Johannis an, der Catechismus
mit denen kindern und zwar ohne sonderlichen Fleiß getrieben worden, daher denn
auch kein wunder, daß eine gar schrekliche unwißenheit in Glaubens Sachen
bey Alten und jungen eingerißen, dadoch die Magdeburgische Kirchen-
Ordnung hievon erfordert p. 53. c. 9 daß durchs gantze Jahr der Catechismus
gehandelt, und daraus examiniret werde, würde aber bey Städten oder
Dörffern Mangel hieran verspühret, soll der Pfarrherr mit Zuziehung der
Obrigkeit jedes Orths, beßere anstalt deßwegen machen, oder da nöthiges
dem inspectori oder der regierung und Consistorio zu fernerer Verordnung
berichten
: alß habe ich mich bald nach Ostern bey dem Herrn Inspectore Herrn D. Olea-
rio angemeldet und ihm den schlechten Zustandt meiner Gemeinde, und die
grobe Unwißenheit der Leute, daß ich auch ums deswillen schon viele wieder
aus dem Beichtstuhle weisen müßen, berichtet, und ihn gebeten mir zu einer
ordentlichen und öffentlichen Catechimus Lehre behüfflich zu seyn: welches er denn
alles im besten Vermercket und auffgenommen, und mir Versprochen solches im
Consistorio zu proponiren, so er auch gethan, und hat man solches unanimo Consen-
su approbiret und gelobet auch sofort mir einen Befehl dißfalls ertheilet,
welcher auch in Copia bey geleget ist Sub no. [...] Ich habe sodann darauf am
Sontage Misericordias Domini den anfang gemachet, frühe auch nach der Pre-
digt die gethane Verordnung gemeldet und sie zur Besuchung der Catechis-
muslehre ermahnet, und die Nachmittages Predigten zum Catechismo
geordnet, und die Predigt vor dem Altar für der öffentlichen Gemeine
Examiniret und widerhohlet, dazu ich denn jeder Zeit die Schulkinder in der
Wochen vorher zu bereitet. Gott hat mir auch hierzu balde großen Seegen
Verliehen, daß ich nicht allein bey den allen große Auffmercksamkeit gespüret,
sondern auch die Kinder, welche anfangs sehr wild und unerzogen, auch
dem Fluchen, schweren, Lügen und allerley Muthwillen und gottlosigkeit
ergeben gewesen, bald eine gar merkliche Änderung von sich spühren laßen,
und ihre alle böse gewohnheiten abgeleget, daß es auch die Eltern mit
Thränen erkandt, und bekandt, daß sie nun schon von ihren Kindern lernen
könten. Gott verleyhe ferner darzu seines H. Geistes Gnade und Krafft. Amen!