aber Warnungs Weise, wie Jacob: III. lieben Brüder unterwinde
sich nicht iederman Lehrer zu seyn, und wißet, daß ihr (wir) desto
mehr Urtheil empfahen werden. Das beweisen die folgende Worte,
da er sich erkläret, wie einer soll beschaffen seyn, der ein solch köstliches,
hohes und wichtiges Amt begehret, nembl. δει, (NB 8v) τον επισκόπων
ανεπιληπτον p. der alte Adam schleust auf sein Bestes also: Es ist ein
köstl. Werk, E. muß man darum anhalten. Paulus schleust E. muß
ders führen wil, unsträfflich seyn p. So gehet der alte Mensch mit der
Bibel um. Daher wißen sie auchwohl die leztere oder folgende Worte
auszulaßen, denn das würde nur Gelegenheit geben den Supplicanten
zu fragen, ob er sich denn vor unsträfflich hielte und zu solchen wichtigen
Ambte tüchtig erkenne. Es heist aber auch, distingve tempora, et con-
cordabit Scriptura. die Beschaffenheit des Bischoffs-Ambts war traun
anders in der ersten Kirchen, als heut zu tage, wo waren da die fetten
praebenden? Wo war die Ehre vor der Welt? Wo waren die gu-
ten Tage? Wie heute zu tage, da es der Pfarrer praetendiret beßer zu
haben als alle bauren in seinem dorffe? Hingegen waren in der ersten Kir-
chen die Bischöffe die ersten in der Verfolgung, und konte Paulus seinem
lieben Thimotheo keine beßere Hoffnung machen, als auf viel Trüb-
saal, und weist ihn dießfals auf sein eigen Exempel. Und das waren
Verfolgungen nicht wie heute zu tage, da mans eine Verfolgung nennet,
wenn man für einen Ketzer, Narren oder Phantasten gescholten und etwa
einmahl von dem Consistorio befraget oder zum höchsten ab officio
removiret wird; Sondern man muste da biß aufs Blut wiederstehen
über den Kämpfen wieder die Sünde, und in solchem Zustande war da
wohl nicht an gute tage, an Ehre für der Welt, an Reichthum zugedenken.
Man ließet auch nichts von Titi und Timothei Besoldung, noch was Paulus in
beiden Brieffen der Besoldung wegen vor Verordnung gethan, ohne daß
er etwa gar hart von denen redet, die da meinen Gottseeligkeit sey
ein Gewerb, und hinzusezt: So wir Nahrung und Kleider haben, so
laßet uns genügen. Hätte es nun heute zu tage auch eine solche Bewandniß
um die Pfarrdienste, ô wie leer würden die Universitäten seyn von Studi-
osis Theologiae! Wie würde man den Sprich Jac: III. 1. anzuwenden wißen!
Wie würde man so wenig suppliqven kriegen, wenn einer Stelle vacanz
wäre.
sich nicht iederman Lehrer zu seyn, und wißet, daß ihr (wir) desto
mehr Urtheil empfahen werden. Das beweisen die folgende Worte,
da er sich erkläret, wie einer soll beschaffen seyn, der ein solch köstliches,
hohes und wichtiges Amt begehret, nembl. δει, (NB 8v) τον επισκόπων
ανεπιληπτον p. der alte Adam schleust auf sein Bestes also: Es ist ein
köstl. Werk, E. muß man darum anhalten. Paulus schleust E. muß
ders führen wil, unsträfflich seyn p. So gehet der alte Mensch mit der
Bibel um. Daher wißen sie auchwohl die leztere oder folgende Worte
auszulaßen, denn das würde nur Gelegenheit geben den Supplicanten
zu fragen, ob er sich denn vor unsträfflich hielte und zu solchen wichtigen
Ambte tüchtig erkenne. Es heist aber auch, distingve tempora, et con-
cordabit Scriptura. die Beschaffenheit des Bischoffs-Ambts war traun
anders in der ersten Kirchen, als heut zu tage, wo waren da die fetten
praebenden? Wo war die Ehre vor der Welt? Wo waren die gu-
ten Tage? Wie heute zu tage, da es der Pfarrer praetendiret beßer zu
haben als alle bauren in seinem dorffe? Hingegen waren in der ersten Kir-
chen die Bischöffe die ersten in der Verfolgung, und konte Paulus seinem
lieben Thimotheo keine beßere Hoffnung machen, als auf viel Trüb-
saal, und weist ihn dießfals auf sein eigen Exempel. Und das waren
Verfolgungen nicht wie heute zu tage, da mans eine Verfolgung nennet,
wenn man für einen Ketzer, Narren oder Phantasten gescholten und etwa
einmahl von dem Consistorio befraget oder zum höchsten ab officio
removiret wird; Sondern man muste da biß aufs Blut wiederstehen
über den Kämpfen wieder die Sünde, und in solchem Zustande war da
wohl nicht an gute tage, an Ehre für der Welt, an Reichthum zugedenken.
Man ließet auch nichts von Titi und Timothei Besoldung, noch was Paulus in
beiden Brieffen der Besoldung wegen vor Verordnung gethan, ohne daß
er etwa gar hart von denen redet, die da meinen Gottseeligkeit sey
ein Gewerb, und hinzusezt: So wir Nahrung und Kleider haben, so
laßet uns genügen. Hätte es nun heute zu tage auch eine solche Bewandniß
um die Pfarrdienste, ô wie leer würden die Universitäten seyn von Studi-
osis Theologiae! Wie würde man den Sprich Jac: III. 1. anzuwenden wißen!
Wie würde man so wenig suppliqven kriegen, wenn einer Stelle vacanz
wäre.
C. et G.
Abgedruckt in: Vier Briefe August Hermann Francke's zur zweiten Säcularfeier seines Geburtstages,
hrsg. von Gustav Kramer. Halle 1863, Nr. I, S. 6-8, 10-17.
Kollationierung: Karsten Hommel
hrsg. von Gustav Kramer. Halle 1863, Nr. I, S. 6-8, 10-17.
Kollationierung: Karsten Hommel