P.S.
 
So viel ich aus allen umständen abnehmen kan, hat
man mich bereits in Berlin verklaget, und mag wol
lästerlich genug eingerichtet seyn, denn ein böser Ad-
vocat, mit Namen Gerb, darhinter stecken mag der
mir die ohne dem bösen in der Gemeine also auffwie-
gelt. Es mag zum theil meine letzte Bußpredigt be-
treffen, welche ich aber jetzo drucken laße, u. künfftige
Woche übersenden kan, da sie verhoffentl[ich] sich selbst er-
klären wird. Zum theil sol man sich über meine letzte
Reise beschweren, die ich doch in Warheit ins 4te Jahr
auffgeschoben, u. endlich auff inständiges Anhalten meiner
Mutter angetreten. Der Segen aber ist so groß gewesen,
daß mich nicht wundert, daß mir Satan darüber zusetzet.
So ist auch im Amte nichts versäumet, sondern alles wol
bestellet worden. Die Boßheit ist jetzt in ihrer rechten
crisi, und verstattet man der Gemeine eine Klage
wieder mich auszuführen, so wird Thür und Thor
zur vollen Boßheit auffgethan, u. mein Amt an ihren
armen Seelen gesperret. Ich meynte es wäre wol gut
daß mit Herrn Hoff-Cammerrath Kraut aus der Sachen
geredet würde. Ich vermeynte auch zugleich an ihn zu
schreiben, ist aber unmüglich, weil heute ungewohn-
lich im Beichtstuhl auffgehalten worden. Ich arbeite
mehr als meine Kräffte tragen können, doch beschweret sich
der Pöbel, wenn ich rechtschaffene Studiosos für mich
predigen laße. Ipse faciet. Valeas in virtute Domini.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 395-398.