Die von Gotha kommen, versichern mich, daß
man wenig reflexion auff Probst Müllern
habe, ihn zum Prof[essori] Theol[ogiae] zu Jena zu nehmen.
Ist also die Sache wol nicht so gewiß, als
man mir fürgebracht. Solte man dann
nicht einen andern fundum zu so einem
wichtigen Werck finden können. Den jährl.
Thaler von den Kirchen wolte ich gerne cediren,
es möchte dann beßer in den Stand gebracht
werden könen als von mir, da ein jeder spricht,
er habe eine baufällige Kirche, und wenn
das cessiret, gibt das Land gar nichts,
und haben dann auch nichts ins Waysen-
Hauß zu reden, ohne daß sie zum wenigsten
großen Danck sagen solten, daß man ihre
armen mit anderer Leute mitteln so wol
versorget.
Die anderen memoriala der Landesstände
werden wol alle durch die ietzige commission
wegfallen. Herrn Baron von Canstein
bitte ohnschwer zu grüßen, kan unmüglich
ietzt antworten, wegen eines menschen zur
auffwartung kommt eine recommendation an
denselben hiebey, mit dem es vielleicht sicher
zu versuchen. Verharre M[eines] th[euresten] V[aters] Gebethsch[uldigster]
A. H. Francke.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 758-761.