die Herzen sehr vieler Wohlthäter, daß sie mir von ihrem Tisch
und Vermögen einen gar reichlichen Unterhalt zufließen liessen.
Selbst meine Mitschüler waren willig und bereit einen mil-
den Beytrag zu thun und meine Dürftigkeit und Armuth
etwas abzuhelfen.
Bey alle dem ließ ich mir nicht einfallen, daß ich mit
der Zeit die Academie zu beziehen, und mich auf der Schule in den
obern Classen dazu zubereiten im Stande seyn würde, weil mei-
ne bereits übervollen Jahre mich solches nicht leicht denken
ließen, und ich mich zum Studiren selbst für unfähig und unge-
schickt hielt. Ich machte also nur auf den Dienst eines Land-
schulmeisters Rechnung, welches gewiß auch ein sehr würdiger
und wichtiger Beruf ist. Allein eben meine Jahre und Grösse mei-
ner Statur ver[an]laßte meinen würdigen Lehrer, wiewohl etwas
unreif aus den untern in die obern Classen zu versetzen. Noth-
wendiger Weise muste ich hier mit noch mehrerem Ernst und
Eifer zu studiren anfangen, als ich es vorhin gethan hatte. Un-
ter Gebet und Flehen, und unter dem Beystand der Gnade
Gottes und des heiligen Geistes setzte ich auch dasselbe em-
sig fort. Doch würde ich immer noch und lieber einen Schuldienst
auf dem Lande erwählet und dem weitern Studiren vor-
gezogen haben, wenn sichs so hätte fügen wollen.
Nachdem ich aber einige Jahre vergeblich darauf gewar-
tet hatte, und sichs doch auch nicht wollte thun lassen, län-
ger auf dem Gymnasio zu verweilen; so bezog ich 1777 im
Nahmen Gottes die Universität Leipzig, und ließ mich den 18ten
April von dem Rector D. Joh. Friedr. Burscher als ein Mitglied
derselben einschreiben. Meine dasige Lehrer waren eben
dieser genannte Herr D. Burscher, in der Geschichte; der Herr
Superindendent D. Körner, wie auch der Herr Prof. Poßeck im
Hebräischen und Pastoralibus. In der Philosophie Herr Prof. Pe-
zold, und in der Theologie H. M. Hebenstreit, der nun schon
seinen Lohn in der Ewigkeit erwartet. Auch hörete ich noch
in der Exechese des N. T. den Herrn Professor Morus. Nachdem
ich kaum 2. Jahr in Leipzig zugebracht hatte, fing sich wieder die
äußerste Armuth an bey mir zu regen. Ich sahe also kein an-
der Mittel mich aus dieser Verlegenheit heraus zu helfen, als
die Universität dismal zu verlassen, und vor der Hand eine
Information anzunehmen, und mich zu Weißenfels in meiner
Geburtsstadt in dieser Absicht wieder aufs neue bekannt zu machen.