Da ich zur Conferenz in Savannah am 3. Sonntage im Januar h. a. eingeladen ward, so
bin bin ich auch erschienen, und habe sie in den vorigen Briefen nach Halle beschrieben. Zu
den Camp Meetings hat mich aber Niemand eingeladen. Es gehört auch eine gute Consti-
tution darzu. Vom Niederfallen habe ich nichts gehört. Manche Leute sind bisweilen einige
Zeit ausser sich und liegen so einige Zeit wie Todte, bis sie endlich wieder zu sich kommen.
Darüber werden mancherley Urtheile gefällt. Da ich aber solche Personen noch nicht gesehen
habe, so kommt mir es auch nicht zu darüber zu urtheilen. – In den vorigen Jahren hörte
man viel von Auferweckungen, Bekehrungen kann man sie nach dem Sinn der Heiligen Schrift nicht
nennen. Die Leute von denen es heißt, sie wären erweckt worden, so glüend heis sie anfangs wa-
ren, so eisklt werden sie einige Zeit darauf. Von EbenEzer ist nun so viel gedruckt und geschri[eben]
worden, daß es andern Gemeinen zur Warnung und Demüthigung dienen kann. Es ist doch beson-
ders, daß man in Deutschland einen so großen Begrif von EbenEzer gehabt //hat.// Leute die aus Deutsch-
land hier ankommen, wenn sie in Savannah nach EbenEzer fragen, bekommen spöttische Antworten.
Da es durch PredigerStreitigkeiten und andere treulose Menschen im leiblichen gantz schon vor mei-
ner Zeit ruinirt ward, worzu auch noch ein hoher Grad geistlicher Blindheit kam, so kann bei der je-
tzigen Verfassung nicht wieder geholffen werden. Die Savanner kleine Gemeine wenn sie anders
des Nahmens werth ist denn manche ihrer Glieder führen ein mehr als heidnisches Leben, habe ich
verlassen. Es ist hart vor mich den jammervollsten Zustandt der lutherischen Kirche in Amerika zu
sehen, und davon zu hören. In den Carolinischen waren immer deutsche Vagabunden zu Predi-
gern bestellt. Zu den Zeiten meiner Vorfahren predigte einer in Charleston, und an
andern Orten in Carolina der sich der Prinz von Würtemberg nannte. Er hat mehrere seines
Gleichen gehabt, doch übertraf sie alle an Gottlosigkeit. Wenn nun welche zu andern Abtheilun-
gen übergehen zu den Methodisten und Baptisten, so werden sie von blinden Kirchenleuten
gehaßt und Sectirer genannt. Diese werffen ihnen aber vor, seht doch auf euch ihr Lutherischen
was habt ihr den vor Prediger unter euch. Die Symbolischen Bücher bestärcken selbst die bö-
sen Leute in der lutherischen Kirche. Dann werden die Stellen Matth. 23 und Phil. 1 die hier-
zu angeführet werden, unverantwortlich gemisbraucht. So meinen die Menschen wenn sie das
Wort nach den äusseren Buchstaben und eingeführten Orthodoxie predigen so wäre es schon
gut genug, mit dem Leben und Ausübung hätte es nicht so viel zu bedeuten. Dis ist doch wider
1. Timoth. 3, 9 und viele andere Stelle. Treue Arbeiter in Deine Erndte sende Deinen Geist
und Kraft woll’st Du zum Worte geben. Erhör uns HErr unser Gott! (Matth. 9, 38) Die Metho-
disten halten ihre Conferenzen in Augusta, und die Baptisten ihre Associations in Savan-
nah. Im ve//r//gangenen Sommer schickte mir ein Methodist James Boston junior ein redlicher
Mann 13 Meilen von mir, eine Schrift die ein ehemaliger BaptistPrediger Peter Edwards
in Engelland herausgab, der 70 Jahr BaptistMinister war, er versteht griechisch und lateinisch,
worinnen er zeigte, daß er seinen //vorigen// Grundsätzen entsagte, und die KinderTauffe vertheidigte.