praes. d. 12. Jul.
EbenEzer
den 21. April.
1800.
Hochwürdiger Herr Doctor und
Director!1
Ew. Hochwürd. werden mir es vergeben, wenn ich mir wieder die Freiheit nehme
an Hochdieselben zu schreiben. Ich hoffe daß meine Briefe vom vorigen Jahr ange-
kommen seyn werden, und wünsche vom Hertzen, daß dieses gegenwärtige Sie
bey gutem Wohlseyn finden möge! Zuvörderst danke ich in der Gemeine und mei-
nen Nahmen für die übersendete BücherKiste. Es ist alles nach Ew. Hochwürd. Ver-
ordnung geschehen, die Trustees der Gemeine beweisen es durch die Unterschreibung ihrer
Nahmen
, die ich in Herrn Pastors und Inspect. Neben’s Brief eingelegt habe. Das Fieber grif
mich im vergangenen Jahre sehr hart an, doch ist sonst in EbenEzer zu der Zeit nie-
mand aus der Zeit abgeruffen worden, da im Herbst in Savannah vom September bis zu
Anfange des November 200 Menschen starben. Der HErr gab mir bald die verlohrnen Kräfte
wieder, daß ich mein Amt und Beruf wieder unausgesetzt abwarten und verrichten konnte.
Es sind nur 5 Trustees unterschrieben, diese 5 sind aber die besten, welche die Gemeine
noch erhalten helffen. Die übrigen 4 muß man aus Noth nehmen, die Zahl 9 vollzumachen,
aber ihr Einfluß ist nicht so wichtig. Zwey von den unterschriebenen Jonathan Rahn, und
Salomo Gnan sind wackere und christliche Männer. Die übrigen 3 helffen auch noch zum
Guten, sie sind aber nicht so eifrig wie die erwähnten 2. Sonst haben die wilden Engel-
länder aufgehört zu toben, ihre Anschläge mich zu vertreiben mißlungen ihnen. Das Raben-
horstische Capital ist noch in der aussersten Unordnung. Waldhauer hat jetzt das 70. Jahr er-
reicht, und ist sehr kränklich, aber auch ein alter Spötter wahrer Frömmigkeit. Er hat viel
Noth mit seinen Kindern. Was er zusammen brachte, werden diese nach seinem Tode bald
verzehren. Ich habe schon seit meinen Hierseyn einige traurige Exempel davon gesehen.
Die Trustees verkauften einiges Land das zur Gemeine gehörte und hier von keinen Nu-
tzen wegen der zu weiten Entfernung war, und davon gaben sie mir jährlich etwas.
Da ich mich nicht in ihre Angelegenheiten menge, so geth alles in Friede ab. Da meine Vor-
fahren das Directorium führten entstand immer Streit, und man sieht biß jetzt die trau-
rigen Folgen davon. Es ist den Predigern nach den LandesGesetzen untersagt, sich nicht in welt-
liche Angelegenheiten zu mengen. Bey jenem heftigen Anfall auf die EbenEzerische Gemeine
habe ich durch die Hülfe des HErrn und verborgenes Gebeth alles allein durchgesetzt.

  1. Dem Inhalt nach ist Brief wahrscheinlich noch an Johann Ludwig Schulze gerichtet, der aber bereits am 1.5.1799 starb.