wenn einer auch fiele, so könnte er doch nicht so sehr verfallen, daß er nicht wieder aufgerichtet werden
sollte. Es könnte einer gantz träge schläfrig und unlauter seyn, er würde aber noch vor seinen Ende
völlig wieder zur Buße erneuert und bekehrt, daß er dennoch selig würde. So manche haben sich schon da-
mit suchen aufzurichten. Die Methodisten halten allemahl den 1. Tag im Jahre ihre Prediger Conferen-
zen, dann haben sie auch ihre quarterly Meetings und sonstige GebethsUebungen (prayer Meetings).
In Georgien halten sie die Conferenz jetzt in Augusta. In Wilks County 180 Meilen (englische) von
EbenEzer ist ein Baptist Kirche errichtet, und von dem House of Assembly in Louisville als eine sol-
che durch eine Act bestätiget worden. Den 15. Febr. kamen, da ich eben der Jugend Unterricht im Christen-
thum ertheilte, welches bis im Sommer vor der großen Hitze vorgehet, kamen 2 Deutsche zu mir, in den jämmer-
lichsten Umständen. Der eine aus Schwäbisch Hall gebürtig Johannes Jakob Mexten, er war Matrose gewesen
von den Franzosen gefangen worden und von da nach Amerika gekommen, er sagte er wäre auch in Franck-
furth am Mayn gewesen, und wäre bey dem Herrn Pfarrer Starck zum Abendmahle gegangen. Der andere
Christian Reichel in Dresden gebohren hatte unter den Kaiserlichen gedient, war von den Franzosen gefan-
gen worden, und dann nach Amerika gekommen. Diese Leute sind so übel ab, daß sie wenn sie reisen, des Nachts
unter freyen Himmel schlaffen müssen. Hierzu kommt daß die Deutschen die seit einiger Zeit nach und nach angekommen
sind, sich so gar übel aufgeführt haben, daß man kein Mitleiden mehr gegen sie bezeigt. Vor die Franzosen
welche von den Westindischen Eylanden hirher flüchteten, ward hier gesammelt. Die Franzosen und Britten die
sich sonst hier niederlassen bringen Vermögen mit. Die Deutschen welche in der Nord (Pensylvanien) ankommen,
werden verkauft, und müssen als Knechte und Mägde dienen. Die Deutschen welche sich nach Ungarn begeben, fin-
den daselbst bald ihr Grab. In Amerika besonders in Südcarolina und Georgien ist es ungesünder und auch
heißer als in Ungarn. Rußland und Pohlen könnten viel Deutsche aufnehmen, und wären auch der Gesundheit zuträg-
licher. Whitfield und Wesley diese ausserordentlichen Männern würden es in Georgien nicht so lange haben
aushalten können. Im August und September und auch noch im Octbr. darf ich mich nicht so angreiffen als i[n] [d]en übri-
gen Monathen. Ich habe Ihnen die Zahl der Getauften, der Communicaten, in den Ehestand eingeseg-
neten, und aus der Zeit in die Ewigkeit versetzten bis auf 1803 in den vorigen Briefen angezeigt. Die An-
zahl der Getauften war 1803 29, 16 in der EbenEzerischen Gemeine, die übrigen in Savannah, Deutsche
und Englische. Communicanten waren in EbenEzer 11 – in Savannah 9. Copulirt wurden 3. 2 Englische nach der
englischen Form, wie sie im Common Prayerbook steht. 1 paar in Deutsch in Savannah. In der EbenEzerischen
Gemeine war im vorigen Jahre keine Copulation. Die Zahl der Verstorbenen war 6 im vorigen Jahre. Darun-
ter waren 2 Holländer die sich im Sommer bey EbenEzer 1 1/2 Meilen niederlassen wollten, aber bald starben.
Der erste Roll starb den 5. July. Der andere welcher den ersten zum Grabe begleitete und bedencklich ins Grab
schaute folgte ihm den 6. Septbr. und hieß Wilson. Es ward nur beym Grabe gebethet, weil sie gegen
Abend beyde begraben worden, so ward keine Predigt gehalten. Eigentlich sind 1803 nur 4 in der EbenEzeri-
schen Gemeine gestorben, unter diesen war der KirchenVorsteher Andreasw Seckinger. Der Verlust war nicht gering,
welchen die Gemeine durch sein Absterben erlitt, er war ein Mann der gute Ordnung befördern half. Im
Kriege ward er gezwungen unter den Englischen Dienste zu nehmen. Er war einige mal mit in Schlachten, wo Lord
Cornwallis commandirte und alle mahl siegte, den er auch lobte, weil er gute Disciplin gehalten hätte. Er
kam nur bis NordCarolina, und hätte dort die Moravian towns gesehen. Cornwallis hatte es den Soldaten
nachdrücklich eingeschärft nichts mit Gewalt zu nehmen, und in den Moravian Städten keinen Schaden zu thun.
Als Cornwallis mit seiner Armee von Washington und La Fayette genommen war, ward der versto[rbe]ne
A. Seckinger nicht mit zugegen. Den Sonntag Cantate war er noch vor und nachmittags in der Versamml[ung], und
den Sonntag darauf Rogate lag sein Leichnahm schon im Grabe. Ich bin 3mahl bei ihn gewesen und habe mit
ihm gebethet. Ob ich gleich keine gewisse Versicherung wegen seiner Seligkeit habe, so bin ich doch nicht gantz ohne
Hoffnung. Die Schmertzen waren sehr gros, daß er wenig reden konnte, doch standt er einmal auf und kniete
mit nieder. Er hatte sein nothdürftiges Auskommen, und gab durch seinen Fleiß und Arbeitsamkeit ein gutes Beispiel.
Wenn Communion gehalten werden sollte so war es sorgfältig , daß sich keine unrichtig Wandelnde einschlichen. Er sagte
es wäre ein Jammer gewesen, wenn man im vorigen Zeiten ohne allen Unterschied zum Abendmahle gegangen
wäre. Sonst fallen die Leute noch mit auf die Knie, wenn man mit ihnen in ihren Häusern bethet. Doch hat man
sie zu erinnern kein Verdienst darinnen zu suchen, weil wir als armer Sündiger Staub nicht werth sind uns zu der
unendlich Majestät Gottes hinzu zu nahen. Es wird wieder um Artzeney gebethen, denn ich habe unter göttlichen Segen einer Negresse, so 2 Meilen von mir, durch 3 Dose Schwartzes Pulver das Leben gerettet, und so hat die
angekommene Artzeney sonst gute Wirkungen gehabt und schon manchen Geld vor dem Dr. erspart. Sie können
sich aus meinen Schreiben nun eine Vorstellung machen, wie es hier aussieht. Es ist weitläuftig, die Unkosten
will ich gern tragen. Das Geld vor die letzte Kiste kann Ihnen nicht entgehen, es möchte aber wohl geschehen, daß
es nicht so gleich ankäme, so bitte ich Geduld zu haben. Es kann nicht verlohren gehen. Dem Herrn D[okto]r Niemeyer bit-
te ich mich gehorsamst zu empfehlen. Wenn ich doch Bücher Lexika und Grammatiken vor meinen Sohn Christoph
Friedrich bekommen könnte. Mein Erstgebohrner Johann Ernst welcher ein kluges Kind war, ist nun seit 1793 im August
von dem HErrn Jesu in die ewige Ruhe aufgenommen worden. Die lieben Br[üder] und theuren Männer Herrn Pastor O'bern und
Herrn Assessor Hubert bitte ich im HErrn zu grüßen, und bitte ich mich Gelegentlich dem Herrn Pastor Engel in Eisleben zu empfehlen,
und die beygelegten Briefe nach Ihren Belieben zu bestellen. Der HErr stärcke und erhalte Sie und vergelte Ihnen
gnädig Ihre Mühe EbenEzers und meinetwegen. Er segne Sie, Ihre fromme Gattin und gantze Familie überschwenglich.
Ihr
treu ergebener
Johann Ernst Bergmann. –