praes. d. 27.tJuli.
In Christo geliebter Bruder!
EbenEzer in Georgien,
den 7. Febr. 1804
Ich hoffe daß meine vorigen Briefe richtig angekommen sind. Im vorigen Jahr
1803 habe ich ununterbrochen meinen Beruff abwarten können. Die Kiste die schon
1802 im Dec. abgeschift ward, kam in Charleston im August 1803 erst an. Das
Geld habe ich an die Herren vd. Smissen übermachen lassen. Wenn es noch nicht angekom-
men ist, indem ich dieses schreibe, so muß es bald ankommen. Wenigstens habe ich disfalls
alle Sorgfalt gebraucht. In den Stores oder KaufmannsLaden in Charleston wie ich
mir habe sagen lassen, werden die ehemaligen EbenEzerischen Tagebücher zu Makulatur
gebraucht, und das zerstörte EbenEzer wird über alle Gebühr verspottet. Der Kaufmann
Caspar C. Schutt in Charleston war schon gestorben, ehe die Kiste anlangte, das verur-
sachte auch die gar lange Verzögerung der Herübersendung nach Savannah, bey allen hin
und her Schreiben. In Savannah werden jetzt meine Angelegenheiten von den Kauf-
leuten Messieurs John H. Deubell and John M. Kunze besorgt. Beide sind Deutsche.
Es kommen immer einzelne Deutsche in Georgien an, unter diesen sind manche Gottesver-
gessene Leute, Es wäre zu wünschen, daß es in Deutschland bekannt gemacht würde.
Unsere Nation die sich vormals durch Treue und Arbeitsamkeit bei den englischen Ameri-
kanern beliebt machte, wird durch solche Menschen ein unauslöschlicher Schandfleck an-
gehängt. Doch strenge Kirchen Orthodoxie that vormals unter Lutherischen und Reformir-
ten vielen Schaden. Aber die jetzigen Deutschen sind offenbahr Gottes und Christusfein-
de, ob ich es gleich nicht allen zuschreiben will. Man kann daraus abnehmen, daß es an
manchen Orten in Deutschland um das Christenthum sehr betrübt aussehen muß, wenn
die hier Angekommenen ein redender Beweis sind. Das Päcktgen worinne Roos KirchenGe-
schichte 2. Theil Herr Dr. Ewalds christliche Monatsschrift nebst 2 Stücken der Mis-
sionsGeschichte und Ihr liebes Schreiben //war,// habe ich den 31. Jan. h. a. erst erhalten. Ich
nahm mir die Freyheit an dem Herrn Dr. Muhlenberg disfalls nach Lancaster zu schrei-
ben ohne dem Herrn Dr. zu einer Correspondenz aufzufodern. Nun fehlt mir noch
von der gar schätzbaren Monatsschrift das gantze Jahr 1801 von 1803 habe ich
nur das erste Stück. 1800, 1802 besitze ich gantz. Ich will gern alle Unkosten
ausser den Werth des schätzbaren Wercks die damit verbunden sind bezahlen. Aus die-
ser Schrift habe ich schon manchen Seegen gehabt. Der HErr stärcke den Dr. Ewald das
Werck auszuführen. Die Nachrichten welche ich bisher mitgetheilt habe betreffen nicht
nur mein armes Oertgen EbenEzer und Georgien, auch dasjenige was ic[h] von andern Staaten
höre und unumstöslich wahr ist, wird zugleich mit berichtet. Ich will Ihnen in Zukunft
von Hertzen gern alles mittheilen, wenn mir der erbarmungsvolle HErr und Heiland in dessen
Händen meine Zeit stehet, mein Leben fristet! was in meinen Kräften stehet. Vom
Jahr 1799 sind, wie ich aus den MissionsNachrichten ersehe, von den Herren Predigern in
Pennsylvenien aus Briefen Auszüge gegeben worden, die ich wohl wünschte. – Sonst habe
ich 3 Bändte der ältern MissionsGeschichte hier gefunden, die bei allen ehemaligen
Herumwerffen doch noch unbeschädigt sind, in welche die Bildnisse der ersten Missionaren
und des Landprediger Aarons vorne zu sehen sind. Sie gehen bis 17868. Wer ehe-
mals in Halle studierte und abtrünnig ward, auch ein Abtrünniger blieb, hat an jenem
Tage viel zu verantworten. Des Grafen Henckels letzte Stundte//n// p. 4 Theile ein starcker Band,
habe ich auch hier gefunden, und sie gantz durchgelesen, auch die merckwürdige Bekehrungs
Geschichte der Schwedischen Gefangenen, die in Si//b//irien Schulen errichteten. Die Freude
war gros, als ich diese Bücher vorfand. Von dem Großen GnadenWerck Gottes das ehemals
in Halle nsich zeigte und auch redliche Leute in andern Confessionen aufweckte, wußte
ich in Deutschland gar wenig, das Wichtigste davon habe ich erst hier erfahren. Wenn
ich sehr kranck gewesen war, und nicht predigen konnte, so fielen mir immer solche wichtige
Bücher in die Hände, wovon ich mich wieder gesund las, und gerade fand ich das, was
zu der Zeit meiner SeelenLage am zuträglichsten war.     Sie schreiben mir,
daß eine königl. Cabinets Ordre erschienen ist, nach welcher kein Kind über 6 Wochen
Herrn Pastor Nebe.