Die beiden BaptistMinister Dr. Furman in Charleston und Mister Holcombe in Savannah sind die besten
Prediger unter allen die ich je unter den Englischen gehört habe. Zu den bischöflichen Predigern habe
ich keine sonderliche Neigung. Im Octbr. h. a. lernte ich auch den PresbyterianerPrediger in Savannah
Mr. Clarkson kennen. Den Deutschen in Savannah predige ich nicht mehr. Sie sind zum Theil sehr freche Leu-
te, die sich voll trinken und nur für ihren irdischen Unterhalt sorgen. Ich hoffe das Geld für die zweite
Kiste wird angekommen seyn. Der Kaufmann Herr Deubell in Savannah hat mir wenigstens Versiche-
rung geben lassen, daß die Waren und Briefe angekommen wären. Meine verschriebene Artzeney ist
schon jetzt fast alle verbraucht worden, weil ich manchen armen Leute damit zu helffen verbunden war.
Die 666 Taler mögen sie in Halle behalten. Die EbenEzerische Gemeine hat sich seit einigen Jahren so verhalten,
ob ich es gleich nicht allen zuschreibe, daß sie die Wünsche christlicher Wohlthäter nicht erfüllt. Seit 1787 bis
dieses Jahr ist mir mein nothdürftiger Unterhalt noch nicht geworden. Wär es nicht hinlänglich vorhanden, was mir
ausgesetzt ist, so wollte ich nichts sagen. Das KirchenCapital beträgt jetzt 8600 Dollars. Davon werden
die Interessen niemals gezahlt, und wenn manche Geld brauchen, so borgen sie, und ich mag zusehen, wie ich aus-
mache. Jetzt sind auch wieder 300 Acker Glebeland von den Trustees verkauft worden, wie es in den Zeitungen
angezeigt ward. "Will be Sold at Public Sale by the Trustees of the Lutheran Congregation in EbenEzer
on the eight day of December next at the House of John Spencer Esq. between ten and two o’clock of
said day A Tract of 300 acres of Oak and Hiccory Land lying in Effingham in the district of
Goshen bounding North by Martin Lackner and Balthasar Backer. East by Nicholas Leittner
South by Duncan Megedzey and Christian Dasher. Conditions will be made known on the day of Sale by
order of the Trustees, John Kogler clerk Nov. 10. (1804.). Dieser Verkauf vermehrt das KirchenGut, es
ist aber alles in den Händen der Trustees. Von mir hatten sie keinen Schaden im Irrdischen. Das ist aber zu beklagen,
daß die Trustees zum Theil und auch manche KirchenVorsteher nicht nur unbekehrte und ungebrochene M[ensche]n
sind, manche sind auch dem Trunck so ergeben, daß sie wohl nie davon ablassen werden. Jetzt darf es wenigstens
keiner wagen sich zum Heil. Abendmahl anzumelden. 1797 schrieb ich an dem Herrn Dr. Urlsperger da mich böse
Leute von hier wegtreiben und was noch mehr ist zu Todte kräncken wollten, er sollte sich nach einen treuen Mann
umsehen das Capital einzutreiben (649 Pfund) es möchte sonst verlohren gehen. Ich rieth ihm aber keinen Geistlichen
darzu zu gebrauchen, da hatte sich Pastor Triebner hir eingemischt, und sein Herr Sohn brachte 1801 eine Vollmacht mit
nach Georgien, und ich sollte mit agent seyn, da mir aber der junge Herr Triebner die Vollmacht zeigte so fand ich
nichts von mir, und ich habe bei meinen Beruf deutlich herausgesagt, daß ich mich durchaus nicht in weltliche Affä-
ren einlassen würde. Es wäre wohl noch in England ein treuer Mann zu finden gewesen, der die Sache hätte durch-
setzen können. Dann ist zu bemercken, daß der Proces viel Geld kostete. Die Trustees must//en// nicht nur von Deutschen
eingetriebenen Capital Geld nehmen, sie musten auch ehe sie dieses noch hatten, borgen. Binnen der Zeit sind ihnen
von 140 Pfund weil ich Savannah und Gosen bediente zu gut geschrieben worden. Als der junge Herr Triebner seine
Vollmacht zeigte ward der Captain Kogler wie wütend, und sagte zu den übrigen Trustees daß Dr. Urlsperger
und Pastor Triebner sie wollte um ihre Property bringen, beide hätten nichts Gutes im Sinne. Darauf sagte Kogler
und einige andere Trustees, wenn Dr. Urlsperger das Capital wollte so müste er sie die Trustees suchen, sie woll-
ten ihn aber auch eine Rechnung vorlegen daß er nicht viel bekommen würde. Herr Pastor Triebner wäre 500 Pfund zu Eben-
Ezer schuldig, daß er in Augustine verbraucht hätte. Kogler stieß im Grimm verwägene und ehrenruhige Reden
gegen Dr. Urlsperger aus, ob das nun der Herr Dr. gleich nicht gehört hat, so habe ich doch auch um seinetwillen viel
Unangenehmes erfahren müssen. Alle Verwirrung ist den Zänckereyen des verstorbenen Rabenhorsts und des noch
lebenden Pastor Triebners und ihren Partheyen zuzuschreiben, und ich kann der Sache bei der jetzigen Regierungsver-
fassung nicht abhelffen. Dann ist noch zu verstehen gegeben worden, der Herr Dr. Urlsperger durch Herrn Pastor Trieb-
ner an mich kommen wollten, ich habe erstlich keine Property, was von meiner Frau Seite nach dem Tode meiner Stief-
schwiegerMutter zu erben ist, gehört meinen Kindern. Dem Herr Dr. Urlsperger traue ich keine solche Unbarm-
hertzigkeit zu. Er könnte auch meinen Kindern die ja nichts hierinn verschuldet haben, und ich im Grunde auch
nicht, nichts nehmen. Es ist auch nicht so gar viel das sie bekommen, sie werden auch nicht darauf vertröstet. Manche
in diesem Lande, die viel erbten, versuncken dennoch in einigen Jahren in die äusserste Armuth. Da Pastor Triebner
sich in die Einfoderung des Capitals mischte, so hat er auch die Hochwürd. Herren Directoren des Waisenhauses be-
leidiget. Die Nahmen der damaligen Herren Directoren die damals lebten als das Bond verfertiget ward, stehen auch
mit darinnen, und es geht das Recht fort auf Ihre Herren Successoren. Herrn Pastor Triebners Nahme wird nicht darinne
gefunden. Er hat in diesem Jahr wieder eine kleine Schrift drucken lassen über die Zahl 666 die er mir wie alle
seine übrigen Schriften zugeschickt hat. Wegen des Predigens und der Lehre hat man nichts wider ihn, nur daß er alles stür-
misch durchsetzen will. Sie werden wissen, was aus diesem Brief bekannt zu machen ist, und was man vor sich zu behalten hat.
Mit der Einfoderung Ihrer Schuld an die Waldhauerischen Erben werden Sie viel Mühe haben. Der SchwiegerSohn des alten
Waldhauers Mr. David Gugel ist ein hochmüthiger Mann. Er ist auch seit einigen Jahren sogar ein Feind des Christenthums gewor-
den Ich preise den HErrn, daß bis hirher geholffen hat. Am 9. October hatten sie in der North einen grosen Sturm, wie aus
Boston berichtet wird. Gott gebe daß auch die jetzt verschriebene ArtzeneyKiste nebst den Büchern ankommen möge! Ich bitte
mich den Hochwürdigen Directoren Herrn Dr. Knapp und Herrn Dr. Niemeyer gehorsamst zu empfehlen. Den lieben Herrn Pastor OBern
und Herrn Assessor Hubert bitte ich brüderlich zu grüßen, und auch die lieben Ihrigen. Der HErr thue wohl an uns nach seiner
grosen Barmhertzigkeit in Christo Jesu.
Ihr
treu ergebener
Johann Ernst Bergmann.
An Herrn Pastor Nebe,
HochEhrw.
Eben-Ezer
vermutlich den 3. Dec. 1804.