praes. d. 31.t Oct.
EbenEzer
den 2. April
1805.
S.P.
Geliebter Bruder im HErrn!
 
Das vergangene Jahr war hier in manchen dieser vereinigten Staaten eines der merckwürdigsten
wo wir grosen Gefahren ja TodesGefahren unterworffen waren. Doch hat der HErr nach seiner
großen Barmhertzigkeit aus aller Noth und Gefahr gnädig geholffen. Ein NegerAufstandt in
Südcarolina ward bald gedämpft. Der Sept. und Oct. waren zwey Monathe in welchen wir vielen Ge-
fahren unterworffen waren. Im Octbr. geschahe der NegerAufstand. Die Patrollen giengen einige Zeit
aller 2 Wochen Mittwochs und Sonntags Abends. Nach dem neuen JahresTage h. a. waren in Georgien etwa
8 bis 9 Meilen von mir die Neger in Abercorn in Verdacht als ob sie heimlich einige Fässer Pulver versteckt
hätten. Die FriedeRichter hielten desfalls genaue Untersuchung es auszufinden, aber ohne Erfolg. Die so besondern
und höchst furchtbaren Begebenheiten des vorigen Jahres sind in meinem vorigen Brief an Sie, wenn er anders
angekommen ist, schon beschrieben worden. Es sind mehr Menschen umgekommen als in den Zeitungen zu lesen war. Der
Verlust welchen der Sturm verursachte zeigt sich jetzt sehr empfindlich da die LebensMittel sehr theuer geworden
sind. Ein Büschel Welschkorn ward in Charleston um 3 Dollars verkauft in guten Zeiten ½ Dollar 100 Pfund Reis
6 Dollars sonst in bessern Zeiten 2 oder 2 ½ Dollar. Durch den Sturm ward viel Welschkorn verderbt, an der Baum-
wolle ist auch großer Schaden erlitten worden. Die Caterpillars (Würmer) verdarben noch, was der Sturm am 8. Sept.
nicht verwüstete, sie frassen sich todt und machten einen tödtlichen Gestanck oder sehr üblen Geruch, daß man in großer Be-
sorgnis war gefährlich kranck zu werden. Man hat es als eine Straffe anzusehen, und es ist nicht wider die Liebe
geurtheilt, wenn ich mich jenes Ausdruck bediene. Die Reichen setzten ihr gantzes Vertrauen auf die Baumwolle,
und liesen wenig Welschkorn pflantzen, auf manchen Plantaschen gab man den Negern Baumwollensaamen oder Körner
zur Sättigung, dann starben diese bedauernswürdigen Menschen. Sey auch das Welschkorn noch so theuer, so sprachen
die Reichen oder vielmehr scheinbar Reichen, denn mancher ist oft so viel schuldig, daß nach seinem Tode nicht alle Schulden
bezahlt werden können, das Baumwollpflantzen bringt uns alles reichlich ein. Sie mußten aber zu ihren Schrecken
[er]fahren, daß sich der Allmächtige Gott nicht trotzen noch spotten läßt. Allgemein ist zwar das Übel nicht, aber
im Lande haben d sie die Gewalt des Sturms nicht so erfahren, als wir unten. Die Unbarmhertzigkeit an den Negerscla-
ven ist nachdrücklich geahndet worden. Gewis werden diese armen Leute unter denen ich manche treue Seele ge-
funden habe an jenem Tage gegen ihre grausamen Meister auftreten, die ihnen ihr überdis schon beschwerliches Leben noch
kummervoller machten. Ihre Kost ist homny gemahltes Welschkorn im Wasser gekocht und man giebt ihnen kaum Saltz darzu.
Die reichen Planter sind auch zum Theil geile HurenMeistern. Die NegerMenschen die sie halten neben ihren Frauen kön-
nen thun was sie wollen. Davor werden die andern desto mehr geplagt. Die NegerKinder müssen ohne alle Wartung
da liegen, doch sind nicht alle so unbarmhertzig. Die besten Leute welche ich hier habe kennenlernen, sind in erträglichen
Umständen. Von den Reichen unter den bischöflichen kann man nichts Gutes erwarten, ihre Prediger sind gröstentheils
entweder Moralisten, oder Cartenspieler und Trunckenbolde, auch ergrimmte Feinde Jesu und seiner Nachfolger.
Einige unter den bischöflichen zeigten 1797 einen solchen Grimm gegen mich, daß sie mich aus Georgien wieder verjagt