Dann machen diejenigen welche der oben erwähnte Thomas Wylly auf seiner Seite hat, viel Noth. Doch ist es nicht so
schlimm als in den Zeiten meiner Vorfahren Rabenhorsts und Triebners. Ich hoffe es werden auch einige zu der engli-
schen Bibel Anstalt subscribieren, thun sie es nicht, so will ich es thun. An Ermahnungen und Einladung darzu soll es nicht
mangeln. In Ostindien sollen große Dinge im Reiche Gottes geschehen seyn, wie aus Herrn Pastor Buchruckers Schriften, die er
mir brüderlich zugeschickt hat ersehe. Gelobet sey die Herrlichkeit des HErrn an ihrem Ort! Die englischen Baptisten
wollten in Georgien eine Universität errichten und sie durch das Government establiren lassen, alle andern Deno-
minationen hätten Taxen darzu verrichten müssen, fast auf die Art wie in Engelland, da alle übrige Denominationen
Taxen zu ihrer Erhaltung geben müssen. Das misfiel manchen unter ihnen, sie sagten, daß wäre ein Stück des römi-
schen Antichrists, sie wollten nicht von Menschen, sondern von Gott gelehrte Prediger haben. Ich bin jetzt nicht so gar
wohl, doch kann ich noch meinen Beruf abwarten , ausser den 31. Mart, wo ich vormittags unter der Predigt von heftigen Schmertzen
im Haupte und Leibe überfallen ward, daß ich ein wenig inne halten muste, es wollte mich fast eine Ohnmacht anwandeln, doch erholte ich
mich wieder. Nachmittags konnte ich die Betrachtungen über die LeidensGeschichte des HErrn nach dem Evangelio Johannis in diesem Jahre
fortsetzen. Nicht alles ist vergeblich, es sind noch einige redliche Männer in der Gemeine die seit meinem Hiersein zum Nachdencken
über sich selbst gekommen sind, aber wenig sprechen, und das ist immer besser als wenn man viel vorgiebt und in seinem Lebens[Wan]del
das Gegentheil beweißt, wie zu Pastor Triebners Zeiten einige hier waren, die grose Dinge vorgaben und im Kriege die Leute in Südcaro-
lina plünderten. Im Frühling und Herbst ist man hier wegen der veränderlichen Witterung mancherley unangenehmen Zufällen unter-
worffen. Auch meine Gattin und meine Tochter Catharina 10 Jahr ein angenehmes Kind ist kranck. Wegen des Vermächtnisses von 666
Reichstalern thäten Sie es wohl daß Sie es für das Waisenhaus behielt[en]. Der sel. Mann der EbenEzer wohlthun wollte, konnte die traurige Be-
schaffenheit nicht wissen, in welcher sich die meisten Leute befanden. Jetzt haben sie 9000 Dollars KirchenGüter, wenn noch das
übrige Land verkauft wird, bringen sie es zu 10000 Dollars. Aber davon leben Leute, die kein Recht darzu haben, und schon seit
etlichen Jahren keine Interessen entrichten. Würden sie gesucht vor Gericht, so verzögerten sie durch Tricken der Advocaten die Zahlung von
einer Zeit zur andern, die Schuld liegt aber an dem Trustee Capt. Kogeler der ein wetterwendischer Mann ist, und durch seinen Le-
benswandel den jungen Leuten Aergernis giebt, in seiner Krankheit ermahnte er sie sich zu bekehren, da er wieder gesund ward,
fieng er auch wieder an seine vorige üble Weise fortzusetzen. Dieser Mann würde ein gesegnetes Werckzeug seyn, wenn er so eifrig
auf das gute wäre, als aufs böse. Dann haben beide PredigerPartheyen vor meiner Zeit nicht geglaubt, daß je ein Prediger wieder wür-
de hereingesendet werden. Ich war ihnen bei meiner Ankunft keim J[ahre] 1786 kein angenehmer Bote. Grausend ist es, daß so gar unter
den EbenEzerischen Leute im RevolutionsKrieger Räuber, Plünderer und MenschenMörder aufstanden. Es ist jetzt überall
große Noth. Europa und Amerika wurden im vergangenen Jahr durch außerordentliche Naturbegebenheiten heimgesucht. Das
soll ja wohl zum Wachen, Flehen und Bethen antreiben, daß man in Angst und Noth nicht muthlos, sondern im Glauben erfu[nden] wer-
den möge! Im Winter im Jan. u. Febr. habe ich des sel. A. H. Frankens Fußtapfen des allwaltenden Gottes über das Waisen-
haus durchgelesen, welches fürtrefliche Buch mir der sel. Insp. Fabricius gab. Auch habe ich einigen christlichen Leuten die 15 Meilen von
mir wohnen des Missionarii Herrn Gericke SeeReise Beschreibung zu lesen gegeben, weil sie mich dringend darum bathen. Die weite Entfer-
nung von einander, der heftige Widerstand wenn etwas Gutes errichtet werden soll, das ausgeartete deutsche Volck, die bösen Leute in der
EbenEzerischen Gemeine verursachen das man wenig Gutes siehet. Von den hiesigen Erweckungen der Baptisten muß man mit Behut-
samkeit urtheilen, gar manche sind wieder ausgestossen worden, auch sind die Methodisten sehr hintergangen worden, und das geth noch so fort,
manche Menschen stellen sich fromm an, wenn die Prediger gegenwärtig sind, zeigen aber das Gegentheil in ihrer Abwesenheit. Ich bitte mich
den Hochwürdigen Herren Directoren gehorsamst zu empfehlen und beygelegte Briefe gütigst bestellen zu lassen. Ihre theure Gattin
und Familie bitte ich von mir und den Meinen zu grüßen! Der HErr Jesus kröne Sie mit reichen Segen! Sie bitte ich auch dem lieben
Herrn Pastor OBern und Herrn Assessor Hubert im HErrn zu grüßen und andere liebe Seelen in Halle, deren ich mich noch erinnere und sie im
gesegneten Andencken habe, wie ich mich auch Ihrer Fürbitte vor Gnadenthron empfehle. Der HErr vergelte Ihnen Ihre Mühe die
Sie wegen EbenEzer über sich nehmen, nach seiner grosen Barmhertzigkeit. Ich bin immerdar
Dero, Im HErrn verbundener
Johann Ernst Bergmann.
Sr. HochEhrw. Herrn Pastor Nebe.