Sie hat fleißig in der Heilige Schrift gelesen, und man hat sie nie überreden können zu den englischen Bapti-
sten überzugehen. Sie hatte gesagt andere möchten hin gehen, sie hätte ihre Bibel, die zeigte ihr wie sie leben
müste und selig werden könnte. Von ihr bemerckte man nur ihr Alter und daß sie gestorben wäre. Das zurück-
gelegte 1802. Jahr, war mein Lieben! ein wichtiges Jahr vor mich, wo ich manche Erfahrung gemacht habe,
welches ich zum Preise des HErrn demüthig zu bekennen verbunden bin. Georgien ward gnädig heimge-
sucht durch die englischen Baptisten. Wesleyischen Methodisten sind manche aufgeweckt worden. Einige Prediger
machen aber zu viel Lerm wider Jes. 30,15. Bethen und ruffen sollte man Tag und Nacht, daß sich der treue Hirte seiner
Herde auch über unsere so sehr verfallene Kirche erbarmen möge! Den Amerikanern ist es eigen viel Aufsehen
zu machen, wenn etwas von Wichtigkeit geschieht, wenn es dann nicht fortgeth, so läßt man den Muth
sinken. Stille seyn, und Harren ist besser. Hier bin ich gantz alleine hergestellt, was kann ich ausrichten, wenn
der HErr nicht erwäcket, und die Menschen das Werck des HErrn muthwillig hindern? Da ich aber hierher geruffen
worden bin, so kann ich nicht nach meiner Willkühr den Ort verlassen. So fragen manche Leute warum ich
denn hier an diesem Ort bliebe, wo nichts zu machen wäre. Es ist wahr daß manche Menschen mir das
Leben beschwerlich zu machen suchen. Das haben aber andere christliche Prediger auch erfahren. Von den noch übrig
gebliebenen Saltzburgern kann ich nichts Gutes berichten. Sie stiften das meiste Unheil sind dem Trinken
und Geitz im höchsten Grade ergeben. Die Nachkommen der andern deutschen Familien sind besser, und helffen
die Gemeine noch miterhalten. Den Begrif den man sich von EbenEzer zu machen pflegt, muß man jetzt
fahren lassen. Das Sie es recht deutlich fassen. Der Ort selbst hat jetzt nichts mehr als die Kirche nur
3 Häuser sind bewohnt. Die 3 übrigen werden bald selbst zerfallen. Die übrigen Leute wohnen auf [de]n
Plantationen, hier muß man sich kaum vermögende Leute vorstellen, sie haben nur ihr Auskommen, wer
es nicht hat, muß es seiner Faulheit zuschreiben. Dann müssen Sie //nicht// glauben, daß ich hier nur eine Sache vor-
tragen darf, so wird sie ausgerichtet. Hier muß man ja nicht dencken wie es in Deutschland ist, so müste
es auch hier seyn. Die Freyheit erlaubt den Leuten zu üben was sie wollen. Widerspruch über Widerspruch
wird gehört, wenn man etwas vorträgt. Man sagt: Wer hat uns etwas zu befehlen? Ich habe immer
in irdischen Dingen nachgeben, aber in der Sache des HErrn nie. Weil ich so manche Erfahrung gemacht habe
und weiß was Menschen sind, wenn sie noch so viel schaden könnten (Wie bald müssen sie daran,) so fürchte
ich mich nicht mehr vor ihren Taatzen. In meinen ersten Jahren hatte ich freylich wider diese Furcht zu kämpfen.
Was das Schlimmste hier ist, darüber man Ursache zu klagen hat, ist die üble Aufführung mancher deut-
schen Leute. Da sie immer mehr abnehmen, so sollten sie sich desto besser verhalten. Manche vertrinken ihr
Haab und Gut, andere arbeiten und gelangen zu Vermögen, wenden aber dann dem HErrn den Rücken zu.
Das Trincken ist eine gar heßliches Laster. Wenn Court gehalten wird, oder eine Vendue ist, so sind die Trincker
immer zugegen, und manche werden oft so sehr geschlagen, daß sie einige Zeit unbrauchbar zu ihren Geschäften
sind. Das Sauffen ist nicht nur den wilden Leuten aus den großen KirchenAbtheilungen eigen, auch man-
che Glieder der kleinern Abtheilungen, die sich aber jetzt sehr vermehren verstehen auch zu trincken. [Wo]ran
mäßige Leute viertel Jahre genug haben und Gottes Gaben zu ihrer Nothdürft brauchen, das verschwenden die elen-
den Trinckbrüder in wenig Stundten. – Die Obrigkeit nimmt sich hier des Christenthums nicht an. Die
Schrift wird in öffentlichen Zeitungen gemisbraucht und verspottet. Die jetzigen Erweckungen haben das
Uebel nicht. Sie sind nicht mit den zu vergleichen, die zu Whitfields und Wesleys Zeiten geschahen.
Unter den Erweckten, die hernach von den englischen Baptisten getauft worden, findet man Leute, die
sich nicht sonderlich von WeltMenschen unterscheiden. Es ward den 3. AdventsSonntag ein Mann mit
seinem Weibe und Lehrpurschen getauft 7 Meilen von Ebenezer da ich eben in Savannah zu predigen
hatte. Neulich da er Taxen einzufodern hatte war er betruncken. er ist freylich selbst Schuld. Man
muß aber auch die Leute nicht sicher machen, wie manche BaptistPrediger zu thun pflegen, wenn sie
tauffen, so pflegen sie bisweilen zu sagen, nun könnten diejenigen welche getauft worden sind, nicht
mehr fallen, sie wären gantz fertig. Darüber beschwerte sich vor einigen Jahren einer von den Täuffern,
die Bärte tragen, und sagte mir, er wäre erschrocken, da er bei einer Tauffe zugegen gewesen wäre,
daß der getaufte Mann von dem Prediger in seiner Sicherheit gestärckt worden wäre. Die Baptisten
reden von nichts als ihrer Immersion, streiten sich heftig mit Leuten von andern Abtheilungen über diesen
Punckt. Wer zu ihnen übergeth muß aller Gemeinschaft mit redlichen Leuten anderer Denominationen
absagen. Die zu den englischen Baptisten übergehen, müssen ihre Erfahrung (experience) eingeben, und der
Prediger unterredet sich mit solchen besonders. Hier werden Dinge ausgesprengt, die nicht angehört zu
werden verdienen. Bey manchen mögen sie gegründet seyn die Erfahrungen. Sie finden sich aber immer
genöthiget manche auszuschließen. Daß ihnen die Englische Regierung die Anlegung einer Mission in Ben-
galen verboth, hat sie aufs äusserste erbittert. Und scheint es als ob sie sich hier rächen wollten. Das Däni-
sche Government begünstigte ihr Unternehmen. Es ist freylich hart, daß die Engelländer sie in ihren Unter-
nehmungen hindern. Es ist aber auch feindselig daß sie sich deswegen an Leuten rächen wollen, die ihnen nie