EbenEzer in Georgien
den 9. April.
1787.
praes 22. Jun. 87
durch H. Probst
Hochedelgebohrner Herr Inspector!
Verehrungswürdiger Vater im HErrn!
 
Es freute mich überaus sehr, als ich in EbenEzer den 8. April Ihr wer-
thes Schreiben von Halle aus den 22. August [17]86 datirt erhielt. Bey mei-
nen jetzigen Geschäften will es die Zeit und die gegenwärtigen Um-
stände nicht erlauben vieles zu schreiben. Wie es von Altona aus bis Char-
leston gegangen ist werden Sie theils aus Herrn Probsts theils aus meinen
Briefe schon ersehen haben. Gott sey gelobet für alle Gnade und Bey-
stand auf der langen Seereise. Aber EbenEzer befindet sich gegenwär-
tig in einer solchen Lage, daß es wohl nicht wieder in den vorigen
Zustand kommen wird. Ich bin wirklich erstaunt, als ich die Grau-
samkeiten mit anhörte welche die ausgearteten Nachkommen der Salzbur-
ger ausgeübt haben. Herr Probst wird Ihnen alles noch weit umständlicher
und genauer erzählen können. Ich will es der gnädigen Leitung des HErrn
überlassen, ob es ihn gefallen wird, mich in EbenEzer in Seegen stehen
zu lassen. Der Ort ist sehr verwildert worden. In Ansehung des Religions-
Zustandes sieht es auch in dieser Provinz sehr schlecht aus. Gott will frey-
lich, daß allen Menschen geholffen werden, und daß sie zur Erkenntnis
der Wahrheit kommen. O! möchte er sich doch aufmachen und über sein
Volk in dieser Provinz Gedanken des Friedens haben, und nicht des Lei-
des. Es ist freylich wahr, daß man sich immer auf die Gnade und Hülfe
des HErrn des verlassen muß sonst würde man bald darnieder liegen
wenn man es auf seine eigene Kräfte ankommen lassen wollte. Pau-
lus sagt, ich vermag alles durch den, der mich machet, welcher ist Jesus Chri-
stus, der wolle auch die Seelen regieren, daß sie zu ihn gezogen und
durch den Glauben an ihn selig werden mögen! Wenn Herr M. Schirlitz
es erfahren sollte, wie es in America aussieht, er würde sich gewiß anders