Meine hertzlich geliebte Mutter,
Meine hertzliche Liebe zur euch und meine Geschwister drän-
get mich, so oft ich nach Teutschland schreibe, auch an
euch ein Briefchen mit ein zulegen. Gott laße alles
an euch so geseegnet seyn, daß ihr euch in seine
Wege schicken, und ihn mit mir für seine unaus-
sprechliche Gnade preisen lernet. Gleichwie ich
euch das letzte mahl vieles von der Güte Gottes,
die bisher über mich und meine liebe Gemeinde
gewaltet, aus America berichtet habe, also muß
ich auch ietzo eben dis schreiben, daß die Barm-
hertzigkeit des Herrn in diesem fremden Lande,
alle Morgen über mir neu, und seine Treue
groß ist. Ich bin bisher beständig gesund gewesen
und habe an dem was zur Erhaltung meines Lebens
gereichet, keinen Mangel gehabt. Und wüstet
ihr, wie viel Freude ich bey meinen lieben Zu-
hörern habe, und wie hertzlich ich von ihnen
allen geliebet werde, ihr würdet euch mit
mir freuen, und Gott mit mir preisen, der
mich nach seiner weisen Vorsehung vor
andern dazu ausersehen hat, unter diesen red-
lichen und frommen Leuten ein Lehrer zu
seyn. Ich hoffe, ihr werdet euch wegen meiner
Abwesenheit und weiten Reise längst zu frieden
gegeben haben, zu mahl da ihr ietzt schon zum andern
mahl vernehmet, daß mich der liebe Gott diese
wichtige Reise aus Europa nach America ge-
sund und glücklich endigen, und mich zu so guten
Leuten und in ein so gesegnetes Land kommen
laßen. Es ist zwar dis ein Land, wo noch keine
Acker, Weinberge und Gärten, sondern lauter
Wälder sind, es wird aber durch Gottes Seegen so
lange nicht währen, so haben sie das Land von
 
An des Herrn Boltzii Fr. Mutter