leben noch immer gar stille, halten ihre eigenen geistl. Übungen, wobey sie
den Engl. Prediger, der mit ihnen von England nach Savannah gekommen,
oft zum Zuhörer haben sollen, als welchen die durch ihre Liebesdienste und
äuserlichen guten Wandel sehr eingenommen haben, worzu denn auch der
Herr Oglethorpe, der den Grafen und s. Anstalten hochhalten soll, vieles con-
tribuirt haben mag. Sie sind sehr gastfrey, und nehmen jedermann zur
Herberge auf und geben Eßen und Trincken, wodurch sie hin und wieder ei-
nen guten Ruhm erlangt haben. Herr Spangenberg hat sich lange in
Pensylvanien aufgehalten, ist von dort nach Neu York gereiset, und wird
endlich, wo es noch nicht geschehen, nach den dänischen Inseln reisen,
und denn wieder nach Savannah kommen. Seit dem er in Pensylvanien
ist, habe ich von Herrn Siron keine Zeile erhalten, von einem Kauffmann
aber erfahren, daß Herr Spangenb. in seinem (des Sirons) Haus logirt
habe. Ich hatte den Herrn Siron ausdrückl. gebeten, mir etwas von
seinem dortigen Verhalten zu melden. Auch schreibt Weisiger nicht.
So viel hört man, daß alles jämmerl. daselbst aussehen soll: Die
Leute haben gute Lebens Mittel, viele Freyheit, und also leben die
so von ihrer Lutherschen Religion noch nicht abfallen, in aller Frech-
heit und Boßheit. Ein Lehrer würde einen Wald voll Unkraut
daselbst finden, und vieleicht wenig ausrichten. Der liebe Gott zeige
selbst, was hierinn zu thun sey! Ist es den Leuten daselbst wahrhafftig da-
rum zu thun mit rechtschaffnen Predigern und Schul-Leuten versehen zu werden, so
werden sie darum namentlich beten und sich mehr bemühen: Was einer und
der andere thut, soll unter vielen Absichten geschehen, und sie selbst unter ein-
ander nicht einig seyn. Der Herr Herr wolle Ew. HochEhrwürden //Hertz// wie auch
die Hertzen andrer irdischen Knechte Gottes, die das Heil dieser irrenden Leute
so gern befördern wollen, zu dem lencken, was vor ihm gefällig ist und
zu seiner Reichs Ausbreitung ausschlägt. Wie es ietzt den äuserl. und innerlichen
nach in dieser unsrer Gemeine, die nun aus 3 Transporten bestehet, aus-
siehet, werden Sie zum Theil aus unserm ietzt einzuschickenden Diario er-
kennen. Auch in der Kranckheit, daran groß und klein laboriret,
gehet das Werck Gottes in vielen Seelen schön fort. Ew. HochEhrwürden
wünschen auch ein Zeugniß von dem zweyten Transport zu vernehmen, ob
dieselben in die Fußstapffen der redlichen Leute des ersten Transports tre-
ten: ich antworte mit ja und kann in Wahrheit hinzuthun, daß viele
des zweyten und dritten Transports einige des ersten an Eiffer und
Ernst des Christenthums übertreffen. Wir wünschten nur, daß bey
einem zukünftigen Transport dem Commissario beßere Schrancken möch-
ten gesetzt werden, keine andern zu unserer Gemeine zu bringen,
als welche der Herr Senior Urlsperger auf Volmacht der Societ. u.
Trustees annimmt, welches der Herr Oglethorpe an den Herrn von Reck,
der propria autoritate hin und wieder Leute aufgelesen hat, gegen mich
improbirt hat. Das Linnen, so von dem eingekommen Gelde für un-
sere Gemeine eingekauft worden, haben wir noch nicht erhalten. Doch
dancken wir hertzlich für diese Wohlthat, auch für die abermahls überschickte
Artzeneyen. Unmaßgeblich wollte um Purganz-Pillen , Essentia //anti//hypochondr.
und Balsam. nervum sehr gebeten haben, als welche Artzeneyen wir aus
unserer Schuld, da wir einmahl einen selectum gemacht, atliche mahl nicht
empfangen haben. Das pulvis digest. ist uns sehr lieb. Gott segne Sie die Werthe-
ste Herrn Profess. und alle liebe Gönner und Freunde: Ich verharre mit aller Liebe
und Hochachtrung Meines im Herrn theuren Herrn Professoris Liebe und Dienst ergebenster
Joh. Martin Boltzius
 
Für die überschickten recht schönen Bücher sagen wir gehorsamsten Danck. Weil wir in unserm und der unsrigen Leibes Schwachheiten schon ein gut
Theil von den empfangenen Artzeneyen verbraucht, so wird es uns wohl sehr erfreuen, wenn Euer HochEhrwürden nach dero gütigsten Versprechen
uns einigen Vorrath mit denen vorhin specificirten, überschicken. Ich bitte die Aufschrifft an den Herrn von Burgsdorff selbst zu machen, auch nur zu schicken.