Schwachheiten haben wir unter göttl. Seegen, daher vielen Nutzen ver-
spühret. Gott sey auch dafür gelobet! Mit dem Fieber schleppen
sich noch einige Leute, und einige bekommen es bey diesen ange-
henden Frühlinge aufs neue mit Kälte und Hitze. Wenn uns hie-
rüber ein Consilium Medicum vom Herrn Prof. Juncker solte gege-
ben werden, würde es mit vielen Danck angenommen wer-
den. Die Zufälle davon haben wir im Diarium hin und wieder
zu eben diesem Zweck eingetragen. Was uns ehemals von
den Causis, Remediis und Praeservatione der Diarrhoen u. Dysen-
terie geschickt u. der Gemeine bekandt gemacht worden, hat
guten Nutzen gehabt. Von unserm Lande u. der geistl. u. leiblichen
Beschaffenheit der Einwohner kan eben nichts sonderliches melden,
außer daß man in Savannah eines Überfalls der Spanier
besorget, und sich deshalb in möglichen Defensions-Stand zu setzen
sucht. Man soll in Port Royal, welches einen herlichen Hafen
und fortification gegen Caroline und diese Provinz hat, 2
Spionen aufgefangen haben, welche die dortige Gelegenheit be-
sehen, und sich nach der Tieffe der Flüße erkundigen sollen.
Übrigens sieht es unter Christen und Heyden so verkehrt im Lande
aus, daß man sich über Gottes Langmuth freiliglich u. in De-
muth wundern muß. Die Herrnhuter halten sich noch stille, ha-
ben aber die beyden Prediger von Savannah gantz einge-
nommen, die ihre Dienge approbirte u. recommendirte, ob sie
wohl offenbahr Feinde des Lehr Amts sind u. bleiben. Einer
von den Brüdern, der von Herrn Oglethorpen zum Haußhalter in
der neulich erbauten Heyden-Schule bestellt ist, erzehlte neulich
meinem lieben Collegen, dem Herrn Gronau, daß die Brüder aus
St. Thomas von der Bekehrung der Sclaven daselbst u. ihrem
ungemeinen Hunger nach Gottes Wort, auch ihrem Leiden darüber
einen solchen erbaulichen Brieff geschrieben, daß man sich bey Le-
sung deßelben //der Thränen// nicht enthalten könne. Hier hat die ange-
legte Heyden-Schule, die έιρήνη genannt worden, noch schlechtern Fort-
gang, ob sich wohl der darzu verordnete Prediger in Erlernung
der Sprache alle Mühe giebt, u. eine große Begierde hat zum Heil
der blinden Leute etwas beyzutragen. So bald ich mehr Zeit ge-
winne, so werde zu ihm reisen, und mir aus s. Munde ei-
nen Vorrath von Indianischen Wörtern aufschreiben, worzu er auch
gar willig ist. Was er selbst zusammen geschrieben, kan ich ohne
ihn nicht gebrauchen; weil er die griechischen Buchstaben, damit
er die Indianischen Wörter schreibt, gantz anders als gewöhnlich aus-
spricht. Wir wolten uns gern auf diese Sprache appliciren, wenn
nur Zeit und Kräffte da wären. Wir bitten uns dero geneigte
Zuschrifft, so offt als möglich ist, aus: Der liebe Gott hat uns daran
schon manchen Seegen geschenckt. Sie seyn denn mit allen Werthen
Gönnern und Freunden, die wir hertzlich zu grüßen bitten, der Gnade
unsers Herrn J. C. empfohlen, und mit hertzlicher Anwünschung al-
les zu dero wichtigen Amts Verrichtungen nöthigen Seegens verharre ich
Ew. HochEhrwürden p
Gebet u. Dienst ergebenster
Joh. Martin Boltzius.