innerlich und äuserlich versichert, daß er ihm nicht in politischen sondern geistlichen
Affairen und gleichsam als ein Lehrer dienen solle. Ein Amt wolle er nicht
haben, laße sich auch nicht ordinieren, sondern begehre nur das, was ja
einem studioso Theol. nicht abgeschlagen werde, nehml. unterweilen für
andere zu predigen: auf den Gaßen wolle er nicht predigen p. Ich sagte
ihm hierauf, daß es noch weniger Verdacht machen würde, wenn der Herr
Graf ihn nicht zu etwas dränge, sondern auf einen ordentl. Beruff
wartete und sich hernach ordiniren ließe, und also, wenn es Gott so
haben wolte, an einer ordentl. Gemeinde arbeitete: Ich wüßte es
aber gar wohl, daß er wie vor andere löbl. in der Evangelischen Kir-
che eingeführten Diengen, also auch vor der Ordination einen gro-
ßen Abscheu hätte. Dieses beantwortete er mit einer Distinction
u. sagte //darauf//, daß sie ja nach in Herrnhuth selbst einen ordinierten Prediger ver-
langt hätten 1. weil er mir aber den Namen deßelben sagen mußte
und ich ihn wolte //wohl kante//, daß er völlig Zinzendorffisch gesinnet ist, so fiel die-
ses argument abermahl gar sehr. Von den Ursachen seiner Remotion
in Halle wolte er sehr wenig hören, wie im Diario angezeigt
ist, Doch sagte ich ihm, daß ich mich daran sehr gestoßen und daß er die
Theologische Facultaet //vor der erhaltenen Vocation// versichert hätte, er halte dem Herrn Grafen vor ein
schwaches Kind, das noch viele Schwachheiten und Ausschweiffungen hätte,
würffe man ihn weg, so sey zu sorgen, daß er auf mehr extrema käme.
2. Müße sich iederman verwundern, daß er (Spangenberg) klüger seyn wolle als
die theils verstorbene theils noch lebende redliche Theologi in Halle und anders
wo: Des Herrn Past. Freylinghausens große Einsicht in die Theologie und Polemic
seine Weißheit, Sanfftmuth und Erfahrung, hätte ihn ja zu großem Nachdencken
bringen sollen 3. Gott hätte ihm einen so schönen Campum, an den Bürgern
Studiosis u. Schülern zu arbeiten //angewiesen//, er hätte aber lieber diese herliche Gelegen-
heit verlaßen als seinen Sinn p. ablegen wollen. Dem ersten Punckt
wiederlegte er mit einem Gleichniße, vom Schnee-Balle, der durch Kullern
immer größer werde. Bey den andern, sagte er, daß es die Kirchen Historie
zeigete, es hätten manchmahl gantze Concilia geirret, und wenige oder wohl
nur einer recht gehabt p. it. seine Ohren hätten es gehört und die Augen gesehen
daß Herr Past. Freylingh. ein Mensch sey, wie andre Menschen. Was den letzten Punckt
anlange, so sey er mit viel Gebet, Thränen und Fasten versichert worden,
daß er von Halle fort solle. Bey so bewandten Umständen mag es ja wohl
nicht eine geringe Vorstellung gewesen seyn, da er sich gegen Euer HochEhrwürden
merken laßen, als erkennete er seinen in Halle begangenen Fehler, gegen