Der Helffensteinin überließ ich den Platz vor der Rheinländerin Hütte an, u. sagte ihr u. ihrer Tochter zugleich, daß
wenn ja Herr Thilo noch immer bey ihnen ausgehen müste, es doch nicht des Abends u. zu der Zeit, wenn andere Leute
in der Kirche sind, geschehe, weil es gar anstößig u. verdächtig ist. Er thut ja sonst den gantzen Tag nichts, bekümmert
sich um s. Artzeneyen u. die Patienten wenig, u. also hätte er Zeit genung am Tage zu ihnen zu gehen, wenn es ja
seyn müste. Wiewohl ich wünsche, es möchte einmahl zur Aenderung kommen, wenn sie ihn noch heurathen wolle,
daß lieber bald zur Sache gethan werde, als sich so lange schleppen. Doch würde ich mich nicht drein mengen
u. die Copulation verrichten, weil mich u. mein Amt Herr Thilo nicht achten könnte sie Herr Gronau darzu bewegen,
wäre es gut.: wollte sie sich an einen andern Orte copuliren laßen, wo würde ich dargegen keine Objection machen.
Mertz. 1.¬¬ Ich erfuhr von Herrn Gronau, daß nach Außage eines gewißenhafften Saltzburgers Herr Thilo wie
zur andern Zeit mehrmahl also auch am neulichen Sontage unter der Predigt bey der Helffensteinin
Tochter gewesen, auch sie Abends unter der Betstunde in s. Hütte gehabt u. nach Hause begleitet hätte,
welches großen Anstoß giebt u. frechen Leuten zur üblen nachfolge dienen könnte, die denn zu solcher Un-
ordnunge eben so viel Recht, als diese beyde Persohnen zu haben vorgeben könten. Damit ich nun hiebey mein Amt
nicht versäumen oder einer straffbaren Indulenz beschuldiget werden dürffe, so habe aus dieser Sache
neulich mit der Helffensteinin u. ihrer Tochter viel geredet, u. sie gebeten, dergleichen ärgerl. Dinge einzu-
stellen, u. auch den Herrn Thilo davon abzuhalten; u. da dies Ubel doch nicht abgestellet worden, so habe meine
Bitte u. Vorstellung bey der Mutter etliche mahl wiederhohlet, welche mich denn immer mit guten Worten
u. Versprechungen abgewiesen hat, u. dabey vorgegeben, als wenn sie des Herrn Thilos seltsames Verhalten
u. Principia gar nicht approbiere, sondern seiner gantz überdrüßig sey. Ich hatte mir vorgenommen den Herrn
Thilo heute zu Mittage zum Eßen bitten zu laßen, um wegen meiner Ehegehülffin u. unsers Kindes
mit ihm zu reden u. einmahl zu erfahren, wenn er den Tag ihres Aderlaßens fest gesetzt, u. ihres Fiebers
u. andern Umstände wegen einmahl ernstl. zur Sache thun u. eine Cur verordnen wolle, als um welche
Dinge er mehrmahl von mir angesprochen worden. Weil ich nun die vorgedachten Unordnungen diesen Morgen
erfuhr u. uzugleich vernahm, daß er zum Frühstück in der Helffensteinin Hütte gegangen sey, so ging ich von
der Schule zu ihm u. fragte ihn in Gegenwart der Helffensteinin, ob er nun den Tag zum Ader-
laßen bestimmen wolle, den er mir neulich nicht habe sagen könen oder wollen. Er wüste wohl, daß es ietzt
gegen das Aequinoctium sey, welche gute Zeit ich nicht gerne möchte vorbeygehen laßen, sondern bäte, er
möchte sich meiner Frauen ordentl. annehmen, da sie so lange auf s. Cur u. Vorschrifft gewartet
hätte. Er gab zur Antwort, die Zeit wäre gut, ist auch liebliches Frühlings-Wetter, wenn sie
aber zur Aderlaßen solle, könne er noch nicht sagen. ich wiederhohlete meine Bitte, u. erinnerte
ihn, daß die sonst gewöhnliche u. von ihm selbst gesetzte Zeit eines ViertelJahres vom letzten Ader-
laßen an schon eine gute Weile vorbey wäre, u. weil sie so viel Incommoditaet von der Voll-
blütigk. hätte, so möchte er nur bald darzu thun. Weil es wegen besonderer weibl. Umstände
(davon ich neulich viel mit ihm geredet, u. aus s. Discourse wenig gebeßert worden) nöthig wäre,
die rechte Zeit im Monden zu treffen, so verlangte nur zu wißen, ob es für meine Gehülffin
ihren ihm bekanndten Umstände wegen im Zu- oder Abnehmen des Mondes beßer wäre? Die Ant-
wort war, das könne er mir nicht sagen. Frage: ob es denn schädl. wäre, wenn sie vor oder nach
dem ietzigen Aequinoctio ließe? Respondendo: er wiße es nicht u. legte nach s. Gewohnheit immer wieder den
Kopff in die Hand, als wenn er die Antwort sehr weit herzuhohlen hätte. Ich ließ ihn ziemlich
lange zeit zum Nachdencken u. fragte endlich wieder um s. Rath u. Gutdüncken, er sagte aber kurtz
u. mit Unwillen: Er hätte mir es schon dreymahl gesagt, u. gab mir auf meine wiederhohlte Bitten
u. Fragen keine einige Antwort mehr. Ehe ich aus der Hütte ging, so sagte ich in des Herrn Thilos Gegen-