Gegenwart zur Helffensteinin, wie ich noch immer vernehme, daß Herr Thilo zu einer gar ungelegenen
Zeit nemlich des Abends u. unter der Kirchen zu ihrer Tochter komme, u. solle er sie gar bey
sich Abends in der Hütte gehabt haben: Sie leugnete da letzte u. entschuldigte das erste,
u. gab auf die Sprüche von Vermeidung der Aergerniße u. alles NB. alles bößen Scheins
nichts, sondern meinete, weil Herr Thilo ein Recht zu ihrer Tochter habe, könne sie ihre Zusammen-
kunfft nicht hindern, kämen doch wohl andere auch zusammen. Sie hätte das wohl dem Herrn Thilo
gesagt, was ich ihr neulich eröffnet hätte, sie könne ihn aber nicht zurückweisen p Kurtz, sie re-
dete in Gegenwart des Herrn Thilo’s so, als sie in s. Abwesenheit zu mir sonst nicht geredet hat,
sondern gab gnung zu erkennen, daß sie s. Unordnung approbire, u. daß sie gegen mich um äuserl.
Ursachen willen nur geheuchelt habe. Ich sagte ihr beym Weggehen, welchen Kummer u. Seufzen
sie mir durch solch bezeigen mache, das komme auf ihre Verantwortung: zu allen diesen sagte
Herr Thilo kein Wort. Es war mir lieb, daß die Helffensteinin s. ungewöhnlich Verhalten in arte me-
dica u. gegen die Patienten selbst mit angehret hat, u. also ist sie bey der Einwilligung in die
Heyrath weniger zu entschuldigen u. darff sich nicht wundern, u. mit wenigern Schein lästern,
wenn sie höret u. sieht, daß die Leute k. Vertrauen zu ihm haben, welches denn wohl Lieblosigk.
heißen muß, oder uns wird wohl gar die Schuld beygemeßen. Denn mit dieser Art einer
ungewöhnl. Cur provedirt er nicht gegen die Meinigen, sondern gegen jedermann, welches in
der Gemeine eine allgemeine Klage ist: wie er denn unser Kind u. Magd gleichfals gantz hülff-
loß bißher liegen laßen, u. doch immer vorgegeben, er habe sie nicht vergeßen, sondern ihnen schon etwas
zugedacht p Die Helffensteinin hat es dem Herrn Thilo sehr verdacht, daß er mit der Rheinländerin
so familiair umgegangen u. Abends bey ihr gewesen (wie er denn im späten Abend unterweilen
mit ihr Thee getruncken u. noch nach Milch zu einem Manne geschickt hat, da er mit den
Seinigen schon im Bette gewesen) und kann es doch in ihrer Hütte u. bey ihrer Tochter dulden.
Nachdem die Rheinländerin von uns weg- u. nach Purrisburg gezogen ist, hat sie Nachricht
bekommen, daß ihr Mann in Philadelphia gestorben sey: hätte sie diese Nachricht eher bekommen, würde
sie weniger unsern Ort verlaßen haben, wie sie mich denn dieser Tagen in Savannah sehr gebeten,
sie wieder hieher zu nehmen, worin aber die Gemeine nicht williget, wie es denn auch nur um
deswillen gut ist, daß sie nicht mehr an unserm Ort wohnet, weil sie als Wittwe noch
viel andere schlimme Absichten in dem vertrauten Umgange mit Herrn Thilo würde gehabt und
ihn durch ihre große Verschlagenheit u. Erfahrung in losen Händeln noch tieffer eingewickelt haben.
den 2. Mertz. Gestern Abend nach der Betstunde waren 3 Vorsteher der Gemeine bey mir, u. eröffne-
ten, daß sich die Leute sehr an Herrn Thilo u. s. Verhalten stoßen, indem er so wohl des Abends, als
zu der Zeit, wenn andere des Sontages in der Kirche oder Abends in der Betstunde seyn, in der
Helffensteinin Hütte einkehret, u. mit der Tochter alleine s. Zeit zubringet, daher würde gewünscht,
daß diesem Ubel je eher je lieber abgeholffen würde, zumahl da zu sorgen sey, es würde an dem
bevorstehenden Gedächtniß- u. Danck-Feste u. auf dem darauf folgend Sonntage auch so unor-
dentl. in dieser Hütte hergehen. Auch sey zu sorgen, es würdens einmahl andere nachthun und
auch wie Herr Thilo u. die Helffensteinin unerinnert u. ungestört dabey seyn wollen, wiedrigenfals