die Vorgesetzten der Partheyligk. beschuldigen. Ich sagte ihnen, was ich in der vorigen Zeit u. nur den Mor-
gen vorher mit der Helffensteinin u. Herrn Thilo dishalb geredet, und doch wenig ausgerichtet hätte: u.
da ich ietzt erfahre, daß mein langes Harren, Tragen u. privat Erinnerung nichts fruchtet, und die
Fortsetzung des ärgerl. Zusammenlauffens von übler Consequentz seyn möchte, so wolle ich mit
mehrern Ernst zur Sache thun dem Ubel vorzubeugen. Heute Nachmittag ließ ich die Helffen-
steinin, ihre Tochter, Herrn Thilo u. die 3 Vorgesetzten zu mir u. meinen lieben Collegen auf s. Stu-
dien-Stube kommen, ihnen u. sonderl. der Helffensteinin als Mutter den Schaden vorzustellen,
der aus solcher nächtlichen u. unter dem Gottes-Dienste angestellten Zusammenkunfft solcher jungen Leute entstehe,
bat sie daher, sich ihres Rechts u. mütterl. Auctoritaet zu bedienen u. es mit Ernst zu hindern: dabey
ich ihr die beyden Sprüche vorhielt: Sehet zu, daß ihr vorsichtigl. wandelt, nicht als die Unweisen p
it. Meidet allen bösen Schein p Die Frau willigte in eines, nemlich daß Herr Thilo nicht mehr unter
dem Gottes-Dienste oder unter der Betstunde kommen möchte, nach der Betstunde aber könne u. wolle
sie es nicht hindern, weil sie nicht erkennen könne, daß es unrecht sey, kämen doch wohl andere
Leute des Abends auch zusammen p auch halte sie dies //vor// nichts sündliches u. ärgerl. daß er unter
den Gottes-Dienst mit ihrer Tochter allein in der Hütte gewesen, denn sie traue ihm nichts böses
zu, weil sie aber höre, daß sich andere daran stoßen, so wolle sie es hindern, u. Herr Thilo wil-
lige auch darin. Nachdem man ihr diese leichtsinnige Meinung benommen oder zu benehmen
gesucht, redete Herr Thilo auch darzu, u. sagte, daß er aus Liebe zum Frieden in dem einen
Punckte nachgebe, aber übrigens ließe er sich nicht vorschreiben, wenn u. wie lange er sich Abends
in Helffensteins Hütte aufhalten wolle, er laße über s. Gewißen nicht herrschen. Wollen sich an-
dere an ihm ärgern, mögen sie es thun, man sollte ihnen lieber sagen, daß sie auf sich selbst
und nicht auf andere sehen. Das wäre ein elendes Christenthum, wenn man es in die
Enthaltung von groben sünden setze u. damit zufrieden wäre p er müße wissen, wie er mit
Gottdran wäre, u. handele nach s. Gewißen, davon andere nicht urtheilen könen. Man hätte
ja in Halle nichts daraus gemacht, daß Weibes-Leute zu ihm auf die Stube gekommen, und mit
ihm von Medicinischen u. Theologischen Dingen geredet hätten p doch wir kehrten uns an s. Aus-
flüchte nicht, sondern drangen bey der Mutter darauf, diese Unordnunge abzustellen, worin Herr Thilo
schon nachgeben würde, wenn er sähe, sie wollte dem Aergerniß mit Ernst steuren. Wie er ja lange
aus der Hütte weggeblieben ist, als sie ihm einige mahl wiedersprochen u. nicht recht habe laßen
wollen, welcheSache, die sie mir vor einiger Zeit selbst erzehlet hatte, ich sie erinnerte,
da sie bald nach dieser Handlung zu in meine Hütte kam. Auch erinnerte ich sie, daß
dies wieder das Christenthum streite, daß sie den Herrn Thilo nichts böses zutraue, u. ihn daher
gern mit ihrer Tochter allein laße, da sie doch sonst, als er so familiair mit der Rhein-
länderin umzugehen anfing, u. vorgegeben, er sey kein Kind, darauf zu mir gesagt hätte, es
wären auch wohl große Helden gefället worden. Ich erzehlte ihr auch, was mir von einem theuren noch
lebenden vornehmen Lehrer, der doch schon bey Jahren ist erzehlet worden, daß er nemlich in s. Wittwer-
Stande alle junge Weibs-Persohnen, die ihrer Seelen Umstände wegen zu ihm gekommen, zu s. verhey-
ratheten Collegen gewiesen: it. was mir ein anderer alter Lehrer erzehlet, daß er nicht gern allein