derung und Bestellung seiner Briefe nicht sorgfältig genung wäre. Er sagte aber
nicht, daß er schreiben würde, sondern bat mich in dieser Woche bey ihm wieder
einzusprechen. Er hat lange das Fieber gehabt, das er ietzt wieder loß zu
seyn scheinet. Ich bot ihm die Bona Nova aus dem Reiche Gs an, die uns
Ew. HochEhrwürden dismahl überschicket, er war aber dargegen indifferent,
wie seine Art ist. Er versteht artem medicam wohl u. raisonirt gründlich
von medicinischen Diengen, doch thut er sein Amt an den Patienten sehr
schlecht, daß man daher allenthalben Klagen hört, er gebe den Leuten nichts,
weise sie auf Arbeit, wenig Eßen, warm Trincken u. auf Geduld:
auch mit den Pflastern ist er unnöthig sparsam. Da Ew. HochEhrwürden
nach des Herrn Thilos Abreise selbst mancherley Dienge, die nicht ordentl. sind,
erfahren haben, so werden Sie sich in die Nachrichten, die wir von s. selt-
samen Proceduren berichten müßen, desto eher finden können. Wir sind
wegen dieser betrübten Nachrichten in Sorgen gewesen, weil Herr Thilo sei-
ne Enthusiastische Principia, nach welchen er auch curirt, in Halle u.
London verborgen gehalten, und unter einem beßern Schein gewandelt hat.
Gott gebe uns Weißheit uns gegen ihn so zu verhalten, damit weder der
Wahrheit noch Liebe geschadet werde!
Wir haben vernommen, daß Herr Wesley mit dem Gärtner u. Oeconomo der H.hu-
tischen Brüder in Savannah, der nebst unserm Zimmermann Sanfftleben in ein-
nem Schiffe nach London gereiset ist, nach H.huth gereiset seyn, u. von
dannen gedencket nach Halle zu kommen. Er mag es ja wohl gut meinen,
hat auch hier viel Fleiß angewandt etwas Gutes zu schaffen, doch werden
Sie seinen Characterem schon kennen lernen. Der Tractat von der Bischöffl.
Ordination, deßen Sie im Briefe gedencken, wird uns lieb seyn. Der Herr HoffPr. Zie-
genhagen schrieb uns, daß Herr Wesley einen Extract seines Diarii der
Hochlöbl. Societaet überreicht, darinn er des anstößigen Handels mit der Niece
des Herrn Causton zu seiner Defension weitläufftig wird gedacht haben. Er hat
mir den gantzen Aufsatz und die Sache von Anfang biß zu Ende hier auch
communiciret; wo es Ihnen zu Gesichte kommt so wie ichs gelesen haben, so wer-
den Sie manches zur Erkentniß des Herrn Wesley’s daraus abnehmen können.
Der Prediger, der ihn hier succedirt, NamensWes Whitefield, hat beßere
principia u. predigte hier mit gutem success: ist aber ietzt der Priester-
Ordination wegen nach London zurück gereiset. Er liebet uns u. un-
sere Gemeine, wie er sich denn auch freywillig erboten, für unsere Ge-
meine so wie für seine eigene in London zu sorgen. Das Gute
u. Reich Gottes in Halle, wovon ich ihm erzehlt, afficirte ihn sehr, u.
nahm er sichs vor an Ew. HochEhrwürden von London aus zu schreiben.
Er hat einen rechtschaffnen Schulmeister mitgebracht u. zurück gelaßen, der
in seiner Abwesenheit nebst der Schule auch die Betstunden in Savan-
nah öffentl. nach der Engländischen Kirchen-Einrichtung hält, u. des
Sontags die Gebete u. eine gedruckte Predigt vorließt, worzu sich
doch immer Leute finden. Herr Whitefield wird zur Zeit in Savannah
hochgeachtet, hat auch an etlichen Seelen zu ihrer Aufweckung einen
Seegen gehabt. Mit den H.hutern konnte er so nicht, wie Herr Wesley
u. Herr Ingham harmoniren; wie wohl auch Herr Wesley nicht alles
approbiren wollen, wird sich aber nun wohl blenden laßen.
Dem Herrn Oglethorpe haben wir noch nicht gesehen, weil er nicht in Savannah
sondern in Friederica angelandet ist, u. mit dem Spanischen Governeur
in St. Augustin wichtige Affairen haben mag. Die Krieges Gefahr mit
den Spaniern hat der liebe Gott bißher in Gnaden auf das eiffrige
Gebet seiner Kinder abgewendet. Das Land, davon der Herr von Reck
gedacht, wird uns nicht gegeben, sondern ich habe bey den Trustees Un-
willen angerichtet, da ich nur einmahl incidenter dran gedacht.
Wir leben unter einander ietzt ziemlich gesund, außer daß mich zu weilen
einige Leibes-Schwachheiten befallen, die mich auch nöthigen so bald als mögl.
ein Hauß von Holtz, Leimen u. Kalck bauen zu laßen, wovon ich den
Herrn HoffPr. Ziegenhagen eine selbst aufgesetzten Riß geschickt. Ich wil lieber meine
Haußhaltung knapper einrichten, u. vom Salario alle Jahr etwas abgeben, ein Hauß
bauen zu laßen, als es länger entbehren. Wer weiß, wo Gott Rath schafft. Herr Gron-
au, der sehr freundl. grüßet, wohnt ietzt in s. Hause, welches sonderlich seiner
Gehülffin, die dem 11 Sept. dieses Jahres eine junge Tochter bekommen, Namens Hanna
Elisabeth, wie auch ihm selbst sehr zu Nutze kommt. Des Herrn Seegen walte über uns alle.
Johann Martin Boltzius
nicht, daß er schreiben würde, sondern bat mich in dieser Woche bey ihm wieder
einzusprechen. Er hat lange das Fieber gehabt, das er ietzt wieder loß zu
seyn scheinet. Ich bot ihm die Bona Nova aus dem Reiche Gs an, die uns
Ew. HochEhrwürden dismahl überschicket, er war aber dargegen indifferent,
wie seine Art ist. Er versteht artem medicam wohl u. raisonirt gründlich
von medicinischen Diengen, doch thut er sein Amt an den Patienten sehr
schlecht, daß man daher allenthalben Klagen hört, er gebe den Leuten nichts,
weise sie auf Arbeit, wenig Eßen, warm Trincken u. auf Geduld:
auch mit den Pflastern ist er unnöthig sparsam. Da Ew. HochEhrwürden
nach des Herrn Thilos Abreise selbst mancherley Dienge, die nicht ordentl. sind,
erfahren haben, so werden Sie sich in die Nachrichten, die wir von s. selt-
samen Proceduren berichten müßen, desto eher finden können. Wir sind
wegen dieser betrübten Nachrichten in Sorgen gewesen, weil Herr Thilo sei-
ne Enthusiastische Principia, nach welchen er auch curirt, in Halle u.
London verborgen gehalten, und unter einem beßern Schein gewandelt hat.
Gott gebe uns Weißheit uns gegen ihn so zu verhalten, damit weder der
Wahrheit noch Liebe geschadet werde!
Wir haben vernommen, daß Herr Wesley mit dem Gärtner u. Oeconomo der H.hu-
tischen Brüder in Savannah, der nebst unserm Zimmermann Sanfftleben in ein-
nem Schiffe nach London gereiset ist, nach H.huth gereiset seyn, u. von
dannen gedencket nach Halle zu kommen. Er mag es ja wohl gut meinen,
hat auch hier viel Fleiß angewandt etwas Gutes zu schaffen, doch werden
Sie seinen Characterem schon kennen lernen. Der Tractat von der Bischöffl.
Ordination, deßen Sie im Briefe gedencken, wird uns lieb seyn. Der Herr HoffPr. Zie-
genhagen schrieb uns, daß Herr Wesley einen Extract seines Diarii der
Hochlöbl. Societaet überreicht, darinn er des anstößigen Handels mit der Niece
des Herrn Causton zu seiner Defension weitläufftig wird gedacht haben. Er hat
mir den gantzen Aufsatz und die Sache von Anfang biß zu Ende hier auch
communiciret; wo es Ihnen zu Gesichte kommt so wie ichs gelesen haben, so wer-
den Sie manches zur Erkentniß des Herrn Wesley’s daraus abnehmen können.
Der Prediger, der ihn hier succedirt, Namens
principia u. predigte hier mit gutem success: ist aber ietzt der Priester-
Ordination wegen nach London zurück gereiset. Er liebet uns u. un-
sere Gemeine, wie er sich denn auch freywillig erboten, für unsere Ge-
meine so wie für seine eigene in London zu sorgen. Das Gute
u. Reich Gottes in Halle, wovon ich ihm erzehlt, afficirte ihn sehr, u.
nahm er sichs vor an Ew. HochEhrwürden von London aus zu schreiben.
Er hat einen rechtschaffnen Schulmeister mitgebracht u. zurück gelaßen, der
in seiner Abwesenheit nebst der Schule auch die Betstunden in Savan-
nah öffentl. nach der Engländischen Kirchen-Einrichtung hält, u. des
Sontags die Gebete u. eine gedruckte Predigt vorließt, worzu sich
doch immer Leute finden. Herr Whitefield wird zur Zeit in Savannah
hochgeachtet, hat auch an etlichen Seelen zu ihrer Aufweckung einen
Seegen gehabt. Mit den H.hutern konnte er so nicht, wie Herr Wesley
u. Herr Ingham harmoniren; wie wohl auch Herr Wesley nicht alles
approbiren wollen, wird sich aber nun wohl blenden laßen.
Dem Herrn Oglethorpe haben wir noch nicht gesehen, weil er nicht in Savannah
sondern in Friederica angelandet ist, u. mit dem Spanischen Governeur
in St. Augustin wichtige Affairen haben mag. Die Krieges Gefahr mit
den Spaniern hat der liebe Gott bißher in Gnaden auf das eiffrige
Gebet seiner Kinder abgewendet. Das Land, davon der Herr von Reck
gedacht, wird uns nicht gegeben, sondern ich habe bey den Trustees Un-
willen angerichtet, da ich nur einmahl incidenter dran gedacht.
Wir leben unter einander ietzt ziemlich gesund, außer daß mich zu weilen
einige Leibes-Schwachheiten befallen, die mich auch nöthigen so bald als mögl.
ein Hauß von Holtz, Leimen u. Kalck bauen zu laßen, wovon ich den
Herrn HoffPr. Ziegenhagen eine selbst aufgesetzten Riß geschickt. Ich wil lieber meine
Haußhaltung knapper einrichten, u. vom Salario alle Jahr etwas abgeben, ein Hauß
bauen zu laßen, als es länger entbehren. Wer weiß, wo Gott Rath schafft. Herr Gron-
au, der sehr freundl. grüßet, wohnt ietzt in s. Hause, welches sonderlich seiner
Gehülffin, die dem 11 Sept. dieses Jahres eine junge Tochter bekommen, Namens Hanna
Elisabeth, wie auch ihm selbst sehr zu Nutze kommt. Des Herrn Seegen walte über uns alle.
Johann Martin Boltzius
In dem schon vor einiger Zeit eingeschickten kleinen Aufsatze von des Herrn Thilos
Verhalten steht etwas von einem gar dreisten Ausdrucke der Ortmannin gegen Herrn
Thilo, von dem wir hernach erfahren haben, daß er eben in solchen dort ausgedrückten
terminis nicht gebraucht ist, ob wohl sonst beyder familiaritaet gar anstößig gewesen
Jetzt hört man nicht, daß Sie viel mit einander umgehen, wie denn Herr Thilo wegen
Fiebers lang nicht ausgegangen ist. Wir u. unsere Gehülfinnen grüßen unsere Wohlthäter u. Freunde vielfach.
Verhalten steht etwas von einem gar dreisten Ausdrucke der Ortmannin gegen Herrn
Thilo, von dem wir hernach erfahren haben, daß er eben in solchen dort ausgedrückten
terminis nicht gebraucht ist, ob wohl sonst beyder familiaritaet gar anstößig gewesen
Jetzt hört man nicht, daß Sie viel mit einander umgehen, wie denn Herr Thilo wegen
Fiebers lang nicht ausgegangen ist. Wir u. unsere Gehülfinnen grüßen unsere Wohlthäter u. Freunde vielfach.