Mägdlein zu heyrathen. Ich habe dieser Frau, die fromm zu seyn praetendirt
u. des Herrn Thilos Abweichungen u. Anomalien auch in der äußerl. Lebens-
Art u. Umgang mit dem Patienten zu bemänteln pflegt, etliche mahl
meine Meinung wegen ihrer unlautren Absicht in Liebe u. Ernst gesagt,
welches sie aber wohl vor Verfolgung hält, u. wohl nichts lieber sähe,
als daß es bald zur Copulation kommen möchte, weil ihre Tochter sonst
in der Gemeine //von niemanden// möchte begehrt werden. Wil man mit Herrn Thilo etwas
von Diengen, die seine Vorsichtigkeit u. beßere Einrichtung betreffen, reden,
so giebt er keine oder doch unvollkommene Antwort. Die beyden Briefe, welche
sich an ihn in unserm Packet befanden, stellte ihn gleich //nach// meiner Rück-
kunfft von Savannah mein lieber College zu, hernach gieng ich auch zu
ihm, mich wegen des Inhalts derselben, davon Ew. HochEhrwürden et-
was im Brief an uns gedencken, zu unterreden, u. es unter göttl.
Seegen zu einiger Ordnung und Harmonie zwischen ihn u. uns zu bringen.
Zuerst erzehlte ich ihm, daß der Herr HoffPrediger Ziegenhagen in s. Briefe mel-
det, es haben die Herren Trustees oder viel mehr Herr Oglethorpe ihm (Herrn Thilo)
5 Pfund 10 Shilling geschenckt, u. würde gut u. nöthig seyn, wenn er deshalb
bey Herrn Oglethorpe seinen Danck abstatte. Darauf sagte ich ihn, ob
er seine Briefe gelesen, und ob er mir daraus etwas communiciren
wolle. Der Herr Prof. Francke gedencke seiner in unsern Briefen in vieler
Liebe, wünschet und hoffet, daß wir mit Herrn Thilo zuförderst innerlich
und denn auch äuserlich in guter christl. Harmonie lebten, und also ge-
meinschafftl. das Beste der Gemeine beförderten, wie er denn darüber sei-
ne Freude in seinem Briefe zu erkennen gegeben, daß der liebe Gott unser
beyder Hertzen so brüderlich verbunden hätte. Dis aber hätte bißher zwi-
schen ihn u. uns gefehlet, wovon er wohl die Ursache wiße: Würde
er mit uns einen Weg zur Seeligkeit gehen, einerley Mittel des Heils ge-
meinschafftlich auch öffentl. zur Erbauung der Gemeine mit uns u.
ihr gebrauchen, und mit uns öffter seine Knie vor Gott in dem Na-
men J. C. einfältig beugen, so würde das Bruder-Band bald
geknüpfft u. eine Gottgefällige u. Menschen erbauliche Harmonie unter
uns angerichtet werden u. welch Vergnügen u. Nutzen würde daher
entspringen, dahingegen die bißherige Trennung u. Absonderung nur
großen Kummer u. in der Gemeine viel Schaden gebracht habe. Von der
Wahrheit könten wir nicht abweichen u. ihm nachgeben, in Nebendiengen
wolten wir uns hertzlich gern accommodiren, er möchte mir nur sagen,
was er fordere, daß eine gute Vereinigung der Gemüther angerichtet
werde, wir wolten unser äuserstes darzu contribuiren. Er war hier-
auf gantz stille. Ich fragte ihn, ob dis nicht der Wunsch u. Begehren des
Herrn Prof. Francken //auch in seinem Briefe// sey, er sagte, ja, aber weiter nichts. Ich bat
ihn mir etwas aus den Briefen zu erzehlen, vieleicht könte es zu mei-
ner Nachricht u. Erbauung gereichen, er war aber immer stille. Ich repetir-
te unser großes Verlangen nach einer christl. Harmonie unter uns, u. sagte
ihm, daß sich der Herr Prof. Francke abermahls freundlich erboten einige
Medicamente herzuschicken, daher er mit Hergebung der Medicin für
die Patienten, (wie bißher zu seinem großen Miß-Credit bey der Gemeine
geschehen), so sparsam u. zurückhaltend nicht seyn dürffe. Auch was ich ihm
sonst gesagt, sagte ich ihm ietzt wieder, nehml. er möchte mir nur fleißig
sagen, worin er Mangel u. Abgang hätte, ich wolte mich deshalb in Sa-
vannah bemühen, oder sein Verlangen nach London u. Teutschland be-
richten, unsere Wohlthäter thäten ihr äußerstes zum Besten unserer Gemeine
it. der Herr Prof. Francke möchte gern bald ein Schreiben von seiner Hand nebst
s. Reise Diario sehen, dabey ich ihn erinnerte, daß er selbst mir erzehlt, er hätte
versprochen fleißig zu schreiben u. //ein// Diarium zu halten, welches er aber noch
nicht eingeschickt, ob ich ihn gleich etliche mahl zum Schreiben Gelegenheit
gegeben. In dieser Woche schriebe ich abermahl, wie es denn unsere
Pflicht wäre, so offt als möglich vom Zustande der Gemeine Nachricht
einzuschicken, er möchte doch ja mitschreiben, sonst könte ich bey seinem
ferner unterlaßenen Schreiben in den Verdacht kommen, als wenn ich in Abfor-