Extract eines Briefes von Herrn Boltzio und Herrn Gronau
an H. A. Butjenter. Ebenezer d. 20 Januar. 1738.
 
In Savannah ist nun bey den Engelländern der Gottesdienst, und die Sorge für die unsterbl.
Seelen, abermahl sehr schlecht beschaffen; nachdem der bisherige Prediger Herr Wesley unvermuthet
das Land verlaßen, und nach London gereiset ist. Es ist zwar der Garnison Prediger Mister Dyson
hier, und verrichtet den Gottesdienst und andre zum Lehramt gehörige Dinge, Er giebt aber durch seinen
übeln Wandel viel Aergerniß, und da Er ietzt in Savannah ist, so ist niemand in Friederica.
Herr Wesley hat sich vorgenommen, seine Sache die kein gut Aussehen hat, vor den Trustees auszuführen,
oder gar vor den geheimen Rath zu gehen, wo Er hier nichts ausrichten kan. Nachdem Er mit
Herrn Causton zerfallen ist, so ist Er ein Refugium aller Leute, die mit Herrn Causton nicht zufrieden
sind, und ihr Patronus worden; und hat es das Ansehen als wolte Er sich der nothleidenden in dieser
Colonie, gegen alle die ihnen Gewalt und Unrecht thun, annehmen. Warum Er es damahls nicht gethan,
da Er noch mit Herrn Causton wohl daran war, weiß man nicht, wenigstens ist das hiebey verdächtig, daß
die betrübten Dinge nicht ihren Anfang genommen bey Gelegenheit der vorgegebenen Unterdrückung
der Armen; sondern in seiner Privat-Sache, und meinet Er sich nur dadurch beßer defendiren zu
können, wenn Er viele auf seiner Parthey hat, die wieder Herrn Causton und seine Gehülffen klagen.
Der eigentliche Ursprung des gantzen bösen Handels ist eine intendirte Heyrath des Herrn Wesley, mit
einer Jungfer die eine Blutsfreundin des Herrn Causton und von ihm aufferzogen ist.
Er ist mit dieser Person lange Zeit, zum Anstoß vieler Leute nicht nur am Tage, sondern auch bis in
die späte Nacht überaus familiair umgegangen, und hat ihr zu gefallen auch in ihrer Geselschaft ver-
schiedene beschwerl. Reisen nach Friederica gethan. Wieder vermuthen aber verspricht sie sich mit
einem Schreiber, Namens Williamson, mit Consens des Herrn Causton, und läßt sich zu Purisburg
bey dem französischen Prediger copuliren. Hierüber ist nun ohne Zweifel der gute Herr Wesley
sehr unwillig worden, und hat ihr sowohl mündlich als durch etliche Briefe, auch durch etliche Personen
harte Verweise ihrer Untreue Falschheit und Heucheley gegeben, und sie endlich unter dem Schein,
sie hätte den vorigen Eyfer im Christenthum verlaßen, öffentl. vor andern Leuten in der Kirchen
vom heil. Abendmahl excludiret. Weil er nun sonst nach dem Sinn des Herrn Gr. von Zinzendorf,
den Er mit seinen Anstalten und Anhängern sehr hoch hält, mancherley Neuerungen in der EnglischenKirche angefangen, und dadurch die Leute gegen sich gereizet hatte; so geschahe es bey dieser
Gelegenheit, daß eine Grand-Jury wieder ihn versamlet, und viele Klagen wieder ihn eingebracht
wurden, die den Herren Trustees zugeschickt sind. Weil Er nun besorgte, man wolte ihn ums
Leben bringen, oder wenigstens mit Hauß Arrest belegen, daß er hernach seine Sache in London
nicht recht defendieren könte: so reisete Er zur Nachtzeit mit drey von seinen Anhängern,