In Christo theuergeschätzte Frau Doctorin
 
Da ich aus einem Werthen Briefe Sr. Hochwürden des Herrn
Doctoris Francken ersehen, daß der wenige Seiden-Wurm-
Saamen, den ich vor dem Jahre überschickt habe, an-
genehm gewesen; so hatte mir vorgenommen, eben
solchen Wurm-Saamen in dem Briefe, den ich den 22
cur. an Sie zu schreiben die Ehre gehabt, beyzuschlies-
sen; es ist aber in Eil vergeßen worden, welches mich
veranlaßt diese Zeilen zu schreiben, und gedachten
Saamen an Sie, Wertheste Frau Doctorin, zum Gebrauch
des lieben Waysenhauses zu addressiren. Solte er zu
dieser heißen Zeit unter Weges verderben, wird es
so viel nicht zu bedeuten haben, weil ich kommenden
Herbst G. G. etwa im Sept. oder Octobr. abermal
ein Papier- oder Tüchlein-voll zu übermachen gedencke.
Es ist zwar dis was geringes; ich spüre aber dabey
eine fast brennende Begierde, dem lieben W. H.,
darinn mir geistlich und leiblich so viel Gutes ge-
schehen, und aus welchem auf mich, mein Haus
und Gemeine bisher so viel Gutes gefloßen, alle
mögliche Dienste und Liebe zu erweisen, wenn ich
nur Vermögen und Gelegenheit hätte. O daß doch
meine beyde Söhnlein, die ietzt treulich zur Gottseeligkeit
 
Frau D. Götzin.