2 Cor. V, 15
Jesu, dir ergeb ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.
Eben Ezer in Georgien den 23 Sept. 1748
Hochwürdiger und Hochgelahrter,
In Christo Hoch- und Werthgeschätzter Herr Doctor,
 
Mit den oben gesetzten theuren Worten aus der H. Schrifft u. einem
bekandten Evangelischen Liede habe Ew. Hochwürden bald im An-
fange dieses geringen Schreibens meinen Sinn, Vorsatz, Verlangen,
und tägliche Übung, so der barmhertzige Gott in und nach meiner
Colic Kranckheit in mir gewircket hat, und gnädiglich fortfäh-
ret, ausdrücken, und zugleich demüthig bitten wollen, mir auch
hierin, durch dero gläubige Fürbitte zu Hülffe zu kommen. Es kam
mir fast vor, als würde diese Kranckheit, die nun durch göttliche
Erbarmung nachgelaßen, meine letzte, und eine Gelegenheit mei-
nes Abschiedes aus der Welt seyn: es hat aber doch diesem lie-
bevollen Abba gefallen, mein, der lieben Meinigen u. vieler
anderer Gebet zu erhören, und mich wieder so weit zu resti-
tuiren, daß ich zwar noch nicht predigen, und meine liebe
Zuhörer besuchen, aber doch Besuch annehmen, kleine Arbeiten
verrichten, und an meine Wertheste Väter in Europa schreiben
kan. Es hat auch Gott Lob! bey mir geheißen: die Kranckheit
ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, daß der Sohn Gottes
dadurch geehret werde. O ein treuer Gott, der von Kindes-Beinen
an bald mit Lieben, bald mit Leiden zu mir gekommen, mir
nach gelauffen, und mich schon längst gern gantz, gantz zu sich
ziehen, u. mich also aller seiner Seeligkeit recht theilhafftig
machen wollen und der mir auch in meiner letzten Kranckheit
viel, viel aufgedeckt; und da ich mich in den Namen meines aller-
 
Herr Doct. Francke