Weimar. 1722. Januarius. 21.
welches mir denn ein schlechtes Zeichen,
ein Zeichen, daß Grämen auf
mich wartete in Weimar.
Dieses oder das andere omineu-
se Stück war, daß da ich in
Weimar angekommen war, und
meiner Gewohnheit nach vor
aller erst die Kirche incognito
besuchte, und daselbst mein
Gebet that, mich plötzlich ein
solcher Thränen-Guß im Bey-
seyn des Kirchners Hafer-
berg überfiele, daß ich des
Gebets ein Ende machen, und mich
für den Kirchner bekennen
muste; abermahl zum Zeichen,
daß Trübsahl und Weinen mei-
ne Speise und Tranck seyn
würde in Weimar. ,,, Die Herren
Augspurger bemüheten sich mein
Verbleiben in Augspurg auszubrin-
gen: Aber solch ihr Flehen
und Weinen war vergebens,
und wurde mein Abschied poussi-
ret, durch ein so nachdrücklich
Schreiben, daß ein Großer mir
zu schrieb, ich müste nun gehen,
und wenn ich sähe, daß ich in mein
Unglück hineinghänge. Von
dieser meiner Weimarischen
Fatalitaet ließe sich nun wohl
viel sagen, aber nur nieman-
den zu ärgern, will ich nicht mehr
melden als dieses:
Man hat es wohl mit mir wohl-
gemeint, aber eben so schlimm mit mir
gemachet. ,,,