J. N. J.
Da von mir verlanget, ja mir befolen worden, einen
schriftlichen Aufsaz von den bemerkungswürdigsten Umständen
meines Lebens zu machen: so sehe ich solches freilich als
meine Pflicht an; allein ich werde von meiner geringen
Person wenig, oder nichts zu erzälen haben, welches der
Aufmerksamkeit teurer Gönner, Fürbitter, Väter und
Freunde würdig wäre. Doch wil ich Ihrem liebreichen
Begeren und Befel nicht zuwider seyn; sondern gerne
willige und gehorsame Folge leisten. Ich komme bald gleich
anfängl. zur Sache selbst. Ich werde nämlich alles, was
mich betrift, fast blos historisch berüren, one mich hauptsäch-
lich in solche Betrachtungen einzulaßen, die mein Herz und
meinen Seelenzustand betreffen. Denn, welches ich mit ge-
rürter Sele hier hinschreibe, wenn ich die unaussprechlichen
Gnadenerweisungen, die vervielfältigten geistlichen u. leibli-
chen Wohltaten u. Barmherzigkeiten Gottes gegen mich,
beherzige; wenn ich sie mit dem oft bewiesenen schlechten
Verhalten, mit der Unempfindlichkeit u. Undankbarkeit
gegen meinen höchsten Woltäter und Erbarmer ver-
gleiche; wenn ich sie mit der großen Unfruchtbarkeit im
Christenum, ja mit den mannigfaltigen Versündigun-
en und Felern zusammenhalte; wenn ich, sage ich, derglei-
chen wichtige Betrachtungen in einer geheimen Stille
bei mir anstelle: so weis ich nicht, wo ich anfangen
und wo ich schließen sol, und ich finde deswegen die
dringendesten Ursachen, mich vor Gott, Engeln und
schriftlichen Aufsaz von den bemerkungswürdigsten Umständen
meines Lebens zu machen: so sehe ich solches freilich als
meine Pflicht an; allein ich werde von meiner geringen
Person wenig, oder nichts zu erzälen haben, welches der
Aufmerksamkeit teurer Gönner, Fürbitter, Väter und
Freunde würdig wäre. Doch wil ich Ihrem liebreichen
Begeren und Befel nicht zuwider seyn; sondern gerne
willige und gehorsame Folge leisten. Ich komme bald gleich
anfängl. zur Sache selbst. Ich werde nämlich alles, was
mich betrift, fast blos historisch berüren, one mich hauptsäch-
lich in solche Betrachtungen einzulaßen, die mein Herz und
meinen Seelenzustand betreffen. Denn, welches ich mit ge-
rürter Sele hier hinschreibe, wenn ich die unaussprechlichen
Gnadenerweisungen, die vervielfältigten geistlichen u. leibli-
chen Wohltaten u. Barmherzigkeiten Gottes gegen mich,
beherzige; wenn ich sie mit dem oft bewiesenen schlechten
Verhalten, mit der Unempfindlichkeit u. Undankbarkeit
gegen meinen höchsten Woltäter und Erbarmer ver-
gleiche; wenn ich sie mit der großen Unfruchtbarkeit im
Christenum, ja mit den mannigfaltigen Versündigun-
en und Felern zusammenhalte; wenn ich, sage ich, derglei-
chen wichtige Betrachtungen in einer geheimen Stille
bei mir anstelle: so weis ich nicht, wo ich anfangen
und wo ich schließen sol, und ich finde deswegen die
dringendesten Ursachen, mich vor Gott, Engeln und
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