daß mich Gott zu andern und wichtigern Geschäften aus-
ersehen. Im Septembr. e. a. ließ der HErr den Ruf als
Missionarius nach Tranquebar an mich ergehen. Meine
grosse Unwürdigkeit und Untüchtigkeit zu einen so sehr
wichtigen Amte setzte mich in die grösseste Unruhe. Ich
warf mich zu den Füssen meines Erbarmers und flehete
einmal über das andere mit Jeremia Cap. 1. Ich bin zu jung,
ich tauge nicht zu predigen; bekam aber auch eben so oft
ein meinem Gemüthe die Antwort: Du solst gehen, wohin
ich dich sende. Zwey Tage daurete dieser Kampf und
Unruhe. Da ich mich aber endlich einfältig dem Willen
überließ, und nichts begehrte als Gott möchte mich selbst
von seinem gnädigen Willen überzeugen: so schenkte
mir Gott eine solche Freudigkeit den Ruf anzunehmen
daß ich keinen Augenblick zweifeln konte, es sey wahr-
haftig der Wille meines lieben himmlischen Vaters. In dieser
Zuversicht ging ich denn hin und gab meinen Entschluß
daß ich willig sey im Namen Gottes den an mich er-
gangenen Ruf anzunehmen, ohne erst wegen Kürze
der Zeit den Consens meiner noch lebenden Mutter
zu erwarten, im vesten Vertrauen, daß der Gott
der mein Herz gelenket und willig gemacht, auch das
ihrige lenken und willig machen können, wenn es
anders sein Wille sey. Und die Erfüllung überstieg
noch alle mein Vermuthen. Mens Mutter war nicht nur
damit völlig zufrieden, sondern recht freudig, daß mich
der zu zu einem so wichtigen Dienst brauchen wolle.
Gelobet sey der HErr alle Treue, Gnade und Barm-
herzigkeit! Er mache mich tüchtig zu seinem Dienst
und brauche mich wenn, wie und wo Er will.


Halle den 1ten Octobr
  1. Fiederich Wilhelm
    Leidemann