solten auch die Waffen ergreiffen. Dahero konnte kaum ein Jahr der treuen information
des HErr Prof. Száßky und Herrn Rectors Beèr grüßen, weil ich dachte: procul
a iove prucul a fulmine sey nunmehro das beste, so verließ die in Gefahr
schwebende Stadt Presburg, ging die Donau hinunter, ohne selbst recht zu wißen wohin.
Nach Haus durfte ich nicht, weil ich noch keine Universitäten gesehen; zudem war ich auch noch
eine kurze Zeit von Haus gewest. In solchen betrübten Gedanken kam ich biß nach
Pest, einer großen Handels Stadt gegen Owen und Buda über jenseit der Donau.
Hier wurde eben die große Leopoldner Messe 1744 im Nov. gehalten; wohin von
allen Orten aus ganz Ungarn, Polen, Dalmatien, Croatien, Siebenbürgen
KaufLeuthe zu kommen pflegen. Ich wurde deswegen etwas getröstet, weil ich hoffte
Hier einen bekandten Cronstädter anzutreffen: aber ich wurde ein meiner Hof-
nung betrogen. Im Wirzhaus war ich die Meße über, woselbst es sehr theuer
zu zehren. Hier verlies mich mein Geld völlig, zehrte auf gutte Hoffnung.
In der Fremde war ich, und zwar an einem erz catholischen Orth; kein Zehr Geld
hatte ich mehr. Nun was solt ich anfangen? Ich ging die Meße betrübt ab und nieder;
fand aber keinen Lands-Mann; biß ich einige Losonzer antraf, in Willens
nach Losonz einem feinen ungrisch reformirten Gymnasio mich zu begeben;
wohin ich auch vom Herrn Tomka Száßky conrectorn in Presburg Brieffe
zu bestellen hatte und zum Glück noch bei mir hat. Der Brief war an
Herrn Joseph Darvas einem vornehmen Edelmann und inspectori der dasigen
Losonzer Schule. So bald der Losonzer meine intention hörte, so bald war
er willig mich mit zu nehmen, streckte mir auch willig so viel Geld vor
als ich von Nöthen hatte; weil er meynte, er würde dem Herrn Darvas
durch mich, als einen deutschen informatore, einen großen Gefallen thun
Ich kam d. 17. Nov. 1744. nach vieler Strapazi, bösen Weg und Wetter,
in Losonz an. Doch wollte mich der liebe Gott noch weiter führen. Denn es
waren bei diesem Gymnasio fast die Helffte Lutheraner und weil
der Rector Guilielmus Beer, wegen der Pietismi bei allen Evangelischen
in Ungarn ausgeschrien war; auch die Losonzer Studenten, so in Presburg
wegen der deutschen Sprach studirten, nach Haus berichtet, wie übel daß
sie von den Lutherischen Professoribus in Presburg empfangen wurden
da sie doch nur wegen ihres Übelverhaltens und Excessen halber von
Ihnen bestraffet worden; so dachten hier die Losonzer, es geschehe solches
aus Haß gegen ihre Relligion, und deßwegen wolten sie hier auch re-
pressalien gebrauchen, und das solt ich nun als ein in Presburg stu-
dirter Luther. Studente entgelten. Es wurde mir solches Verfahren vor-
gehalten; weil mir aber dazumal die Umstände unbewust; so konte
ich mich auch nicht verantworten. Nun war wieder gutter Rath theuer. Mein Cre-
ditor, wie er solches alles hörte, ward sehr ungehalten auf mich, und wolte ich solte
ihm sein Geld und seine Mühe und Unkosten bezahlen. Wo solt ichs hernehmen
nach Haus zu berichten war zu weit, über 100. deutsche Meilen; auch keine Gele-
genheit. In dieser Bedrängnis half mir der Herr wunderbahr. Es wohnte
daselbst ein vornehmer Doctor Medicinae Daniel Perlitzius Lutherischer
Relligion. Ichnahm nam mir die Freyheit und ging zu ihm, erzählte ihm
meine fatalitäten und bath um Verzeihung, daß ich als ein ganz Unbe-
kandter mir diese Kühnheit genommen, und was mir sonst noch meine Betrüb-
niß auspreste. Dieser vornehme Herr bezeugte ein sonderbahres Mittleiden
des HErr Prof. Száßky und Herrn Rectors Beèr grüßen, weil ich dachte: procul
a iove prucul a fulmine sey nunmehro das beste, so verließ die in Gefahr
schwebende Stadt Presburg, ging die Donau hinunter, ohne selbst recht zu wißen wohin.
Nach Haus durfte ich nicht, weil ich noch keine Universitäten gesehen; zudem war ich auch noch
eine kurze Zeit von Haus gewest. In solchen betrübten Gedanken kam ich biß nach
Pest, einer großen Handels Stadt gegen Owen und Buda über jenseit der Donau.
Hier wurde eben die große Leopoldner Messe 1744 im Nov. gehalten; wohin von
allen Orten aus ganz Ungarn, Polen, Dalmatien, Croatien, Siebenbürgen
KaufLeuthe zu kommen pflegen. Ich wurde deswegen etwas getröstet, weil ich hoffte
Hier einen bekandten Cronstädter anzutreffen: aber ich wurde ein meiner Hof-
nung betrogen. Im Wirzhaus war ich die Meße über, woselbst es sehr theuer
zu zehren. Hier verlies mich mein Geld völlig, zehrte auf gutte Hoffnung.
In der Fremde war ich, und zwar an einem erz catholischen Orth; kein Zehr Geld
hatte ich mehr. Nun was solt ich anfangen? Ich ging die Meße betrübt ab und nieder;
fand aber keinen Lands-Mann; biß ich einige Losonzer antraf, in Willens
nach Losonz einem feinen ungrisch reformirten Gymnasio mich zu begeben;
wohin ich auch vom Herrn Tomka Száßky conrectorn in Presburg Brieffe
zu bestellen hatte und zum Glück noch bei mir hat. Der Brief war an
Herrn Joseph Darvas einem vornehmen Edelmann und inspectori der dasigen
Losonzer Schule. So bald der Losonzer meine intention hörte, so bald war
er willig mich mit zu nehmen, streckte mir auch willig so viel Geld vor
als ich von Nöthen hatte; weil er meynte, er würde dem Herrn Darvas
durch mich, als einen deutschen informatore, einen großen Gefallen thun
Ich kam d. 17. Nov. 1744. nach vieler Strapazi, bösen Weg und Wetter,
in Losonz an. Doch wollte mich der liebe Gott noch weiter führen. Denn es
waren bei diesem Gymnasio fast die Helffte Lutheraner und weil
der Rector Guilielmus Beer, wegen der Pietismi bei allen Evangelischen
in Ungarn ausgeschrien war; auch die Losonzer Studenten, so in Presburg
wegen der deutschen Sprach studirten, nach Haus berichtet, wie übel daß
sie von den Lutherischen Professoribus in Presburg empfangen wurden
da sie doch nur wegen ihres Übelverhaltens und Excessen halber von
Ihnen bestraffet worden; so dachten hier die Losonzer, es geschehe solches
aus Haß gegen ihre Relligion, und deßwegen wolten sie hier auch re-
pressalien gebrauchen, und das solt ich nun als ein in Presburg stu-
dirter Luther. Studente entgelten. Es wurde mir solches Verfahren vor-
gehalten; weil mir aber dazumal die Umstände unbewust; so konte
ich mich auch nicht verantworten. Nun war wieder gutter Rath theuer. Mein Cre-
ditor, wie er solches alles hörte, ward sehr ungehalten auf mich, und wolte ich solte
ihm sein Geld und seine Mühe und Unkosten bezahlen. Wo solt ichs hernehmen
nach Haus zu berichten war zu weit, über 100. deutsche Meilen; auch keine Gele-
genheit. In dieser Bedrängnis half mir der Herr wunderbahr. Es wohnte
daselbst ein vornehmer Doctor Medicinae Daniel Perlitzius Lutherischer
Relligion. Ich
meine fatalitäten und bath um Verzeihung, daß ich als ein ganz Unbe-
kandter mir diese Kühnheit genommen, und was mir sonst noch meine Betrüb-
niß auspreste. Dieser vornehme Herr bezeugte ein sonderbahres Mittleiden
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