fahren sein! Welche Veränderung wird sie erfahren haben? Nach
dem ich mich denn nun entschloßen hatte denen Studis nachzufol-
gen, so ging ich offtmahls ins Feld und auf die Berge, fiel auf meine Knie
Knie, und bat, daß mir Gott wolle Weißheit geben. Mitlerweile zog
ich auf die Schule zu Camenz, allwo ich vielen Versuchungen zu einem
weltlichen Leben unterworffen war, wurde aber immer von den harten
Bestraffungen meines Gewissens von vielen Sünden zurückgehalten.
Von dieser Schule zog ich auf das Gymnasium illustre zu Görlitz. und
begab mich unter die information des Herrn M. Samuel Großers. Mein
Vorsatz war zwar Theologiam zu studiren, aber gleichwohl hatte ich mei-
ne Studia noch nicht recht eingerichtet, wuste auch nicht, wie ich sie zur
Erlangung meines Endzwecks recht einrichten solte: dahero ich mit
vielen Dingen die Zeit sehr unnützlich zubrachte. Als ich aber nunmehro
mein Sechzehndes Jahr erreichet hatte; so kam ungefehr ein Studiosus
zu mir, eben als ich ein Collegium musicum hielt, und sagte, wie die
Music zwar eine sehr herrliche Kunst wäre; aber gleichwohl könte sie
von niemand anders recht verstanden und gebraucht werden, als
von solchen, die mit Gott und mit sich selbsten in einer geistlichen
Harmonie stünden. Diese Rede gefiel mir sehr wohl, und fragte, was
doch diese geistliche ha Harmonie wäre? Er erzehlte mir darauf, wie
das Gemüt nach dem Abfall von Gott ganz verworren wäre, und
wie es nöthig hätte, ganz anders zu disponiret zu werden, solte
es anders wiederum zu einer rechten Harmonie kommen. Ich bekam
eine große Liebe zu dem Menschen, nahm ihn zu mir, und bat, daß
er mich seiner Freundschafft würdigen möchte. Er sagte gantz gerne,
aber doch solcher gestalt, daß ich die Freundschafft der Welt ernstlich
vermeiden möchte. Ich antwortete ihm, daß ich mich seiner Führung
und Anleitung gerne unterwerffen wolte. Hierauf entdeckte ich
ihm mein gantzes Hertz und verlangte, daß er mir doch einen
guten Rat mitteilen solte, wie ich meine Studia //Christentum// ge-
bührend anstellen möchte. Er gab mir zur Antwort, daß alle
Weißheit und alle gute Gaben von Gott kämen. Nun wäre
Gott zwar auf seiner Seite willig und bereit, einem jedweden
seine Gaben mitzutheilen, aber er fünde so gar viel Wieder-
stand bey den Menschen, in dem sie sich in seiner heiligen Ord-