Ein paar einfältige Bauren waren im Schloß-
hoff gestanden, wie ich zur Kirche gieng, und da
der eine mich gesehen, u. zum andern gesagt,
das ist der neue Hoff-Prediger, hat der an-
dere geantwortet: Mein treu, der hat ein
schlecht Ansehen. Welches eben meine Frau,
die vorbey gangen, mit Ohren gehöret und
hertzlich lachen müßen.
DECEMBER.
Die 1. Decembr.
Habe ich meist mit Annehmung der Visiten
u. gratulationen zu meinem angetretenen
Amt zubringen müßßen. Die Herrschaft reise-
te nach des Herrn Baron von Stein Guth,
wo Sie von dem Baron invitiret und
tractiret worden. Der Herr Marggraf und
dero Frau Mutter hatten einen sehr großen
train bey sich von Cavaliers und Bedienten.
Gleichwohl ist alles so moderate zugangen,
daß in keiner Sache der geringste Excess
vorgangen. Alle hohe u. Nieder Bedienten
haben eine ungemeine Scheu vor dem Herrn
daß sich auch kein Mensch am Hoff un-
terstehet öffentl. zu betrincken oder
voll zusauffen.
Die II. Dec.
Habe ich meist mit Annehmung der
Besuchten mich vormittag 2. Prediger. Der
erste war der Stiffts-Prediger zu Him-
mels-Cron, ein Mann der viel natürlich
gutes hat, u. sich so wohl wegen der Cate-
chisations als anderer Dinge Raths er-
holete. Er klagete sehr über das Verderben
der Zuhörer und eingeschlichene Mißbräuche
der