Weimar. 1722. Januar. 25.1
gantz halßstarrich, oder unbeschnitten an Hertzen und
Ohren, er seiner Tod Sünde wegen überführet werde, daß
dem Sünder alle einwürffe die er als Feigenblätter
gebauchet, seine sündliche Blöse zu decken, aus der
Seelen zureisen, daß der Sünder ob er wohl mit der Spra-
che nicht herauswill, dennoch seinen inwendigen Richter
ich meyne das Gewißen, den Urthel stecken-brecher, und
ihm zuruffen höre: Der Prediger hat recht, du stehest in
einen elenden Zustande, wenn du dich nicht bekehrest, ge-
het deine Seele, ewig, ewig verlohren. Göttlicher Eifer
muß auch mit göttlicher Weißheit verknüpfet seyn. Die
öffentlichen Sünden mögen öffentlich abgemahlet,
und mit dem Fluch, welchen die nach sich ziehen, angedeu-
tet werden. Aber der Stand und das Amt, welches dem
Sünder aufgetragen und in welchen er lebet, muß ge-
schonet werden.
O der himmlischen Weißheit, mit welcher Nathan
ausgeruffen ward. Der oberste König im Himmel
sendete ihm einstens zu einem Könige unten auf Er-
den, eine Buß Predigt zu halten, da Nathan in das
Königliche Gemach trat, fing er gar nicht an zu fluchen
und zu poltern, sondern erzehlete dem Zurückgefal-
lenen Davidt ein Sinnreiche Geschichte mit nach-
folgenden worten: Es waren zween Männer in ei-
ner Stadt, einer reich, der andere arm. Der Reiche
hatte sehr viel Schaafe und Rinder, aber der arme
hatte nichts denn ein eintziges kleines Schäflein,
daß er gekaufft hatte, und nehrete, daß es groß
war bey ihm und bey seinen Kindern zugleich, Es
aß von seinen Bißen und Tranck von seinen
Becher, und schlief in seinem Schoß. Da aber den
reichen Mann ein Gast kam, schonete er zu nehmen
von seinen Schaafen und Rindern, daß
Ohren, er seiner Tod Sünde wegen überführet werde, daß
dem Sünder alle einwürffe die er als Feigenblätter
gebauchet, seine sündliche Blöse zu decken, aus der
Seelen zureisen, daß der Sünder ob er wohl mit der Spra-
che nicht herauswill, dennoch seinen inwendigen Richter
ich meyne das Gewißen, den Urthel stecken-brecher, und
ihm zuruffen höre: Der Prediger hat recht, du stehest in
einen elenden Zustande, wenn du dich nicht bekehrest, ge-
het deine Seele, ewig, ewig verlohren. Göttlicher Eifer
muß auch mit göttlicher Weißheit verknüpfet seyn. Die
öffentlichen Sünden mögen öffentlich abgemahlet,
und mit dem Fluch, welchen die nach sich ziehen, angedeu-
tet werden. Aber der Stand und das Amt, welches dem
Sünder aufgetragen und in welchen er lebet, muß ge-
schonet werden.
O der himmlischen Weißheit, mit welcher Nathan
ausgeruffen ward. Der oberste König im Himmel
sendete ihm einstens zu einem Könige unten auf Er-
den, eine Buß Predigt zu halten, da Nathan in das
Königliche Gemach trat, fing er gar nicht an zu fluchen
und zu poltern, sondern erzehlete dem Zurückgefal-
lenen Davidt ein Sinnreiche Geschichte mit nach-
folgenden worten: Es waren zween Männer in ei-
ner Stadt, einer reich, der andere arm. Der Reiche
hatte sehr viel Schaafe und Rinder, aber der arme
hatte nichts denn ein eintziges kleines Schäflein,
daß er gekaufft hatte, und nehrete, daß es groß
war bey ihm und bey seinen Kindern zugleich, Es
aß von seinen Bißen und Tranck von seinen
Becher, und schlief in seinem Schoß. Da aber den
reichen Mann ein Gast kam, schonete er zu nehmen
von seinen Schaafen und Rindern, daß
er
- von fremder Hand ↩