konnte aus seinem Hause gehen und seinen Nachbar wenn er in Noth war, beystehen. Jeder
mußte alles zumachen, doch war es gefährlicher bei den einen als bei den andern. Im
Walde sind schräckenvolle Verwüstungen angerichtet worden, so daß man an manchen Or-
ten weite Umwege machen muß. Eine grose Menge der stärcksten Bäume wurden mit
der Wurtzel ausgerissen. Ich wollte mich zwischen 8 und 9 Uhr Vormittags zum Sonntag
vorbereiten. Der Sturm führte mich aber zu noch wichtigern Betrachtungen die aber doch
mit der vorhergehenden in Verbindung waren. Die Gesänge in den Liedersammlungen des
sel. Pastor Freylinghausen die solchen besondern und ausserordentlichen Vorfalheiten ange-
messen sind, gereichten mir zur Aufrichtung und Stärckung. Mein Sohn Christoph Friedrich war
gelassen aber meine Tochter Johanna Catharina fieng an zu weinen, und wenn der Sturm immer
heftiger ward, kläglich zu schreyen, daß man viel Mühe hatte sie zu stillen. Selbst in [der ?]
EbenEzerischen Gemeine sind einige Weiber an dem Tage des Sturms ohnmächtig geworden.
Wir fielen in meinem Hause auf unsere Knie, und der HErr dem Wind und Meer gehorsam sind er-
hörte in Gnaden die Stimme meines Flehens. Da es Abend werden wollte ward die Besorgnis gros.
Zwey Trustees der Gemeine Capt. Kogler und Gotthilf Smith waren an dem nehmlichen Tage
nach EbenEzer gekommen eine Versammlung zu halten. Die übrigen konnten wegen des gar zu hefti-
gen Stürmens nicht kommen. Der Capt. Kogler kam in mein Haus, und ihm ward bange, daß
er meinte der Sturm der jetzt weit heftiger wütete, würde endlich alle Häuser in EbenEzer
niederreissen. Nur 5 stehen jetzt hier, aber die Noth wär sehr gros gewesen, wenn die Häuser
nach und nach wären weggeblasen worden. Nach Menschen Ansehen öfneten sich die fürchter-
lichsten Aussichten. Aber der HErr schützte uns durch seine AllmachtsHand. Die Glocke fieng auf den kleinen
Kirchthurm am Tage von selbst an zu schlagen, doch nur 1 mahl am Abend 2 mahl sehr regelmäßig.
Der Wind war N. to N. E. das Getrön in der Luft war furchtbar zu hören. Ich hatte eine
Wochen vor dem Sturm bisweilen heftige HauptSchmertzen und wenn ich des Abends zur Erholung
ausgieng hörte ich immer ein heftiges Rauschen, daß ich glaubte ich würde an meinem Gehör lei-
den, doch hat der HErr mir es in Gnaden erhalten. Wenn ich predigte hörte ich mich zweymahl.
ein solcher Widerhall war in meinen Ohren. Doch war es am Tage des brausenden Orkans [uner-]
träglich. Tag und Nacht die heftigste Regengüsse, das schreckenvollste Brausen in der Luft, alles
mit dick schwartzen Wolken überzogen, die Nacht eine der finstersten die ich hier gesehen und
erlebt habe. Die noch gewaltigern Windstöße am Abends und in der Nacht erweckten Bedencken.
Merckwürdig war den 8. Tag des 9. Monaths daß die Aussprüche der Heiligen Schrift
in des sel. v. Bogazky biblischen Handbuch in octav auch in den Hausbuch vor Kinder Gottes
in gros Quart, in den kleinen Schatzkastgen auch in den ins englische übersetzten, den so
merckwürdigen Zeitpunkt so bequem waren . Früh Ps. 38, 22. Antwort Es. 54, 10 Sqq.
und am Abend Marc. 9, 23. Marc. 11, 22 Sq. Matth. 26, 21 pp. Der Reim ist gar
sehr eindringend und in der Erfahrung gegründet "Wenn Satan, Sünd und Welt wie Berge
vor uns stehen. O HErr! So laß uns nur recht gläubig zu Dir flehen." –